Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

König Friedrich August am 18. October 1813. 21 
noch nie Befehle ertheilt, sie vielmehr ganz dem Kaiser 
Napoleon überlassen; dessen Befehle möchten sie daher auch 
jetzt vollziehen!“ v. Bose rieth dringend einen Unterhändler an 
die Monarchen zu schicken; während aber der König und Ein- 
siedel noch darüber berathschlagten, langten Toll und Natzmer, 
ron den Einwohnern mit lautem Freudenruf begrüßt, in der 
Wohnung des Königs an. Es dauerte eine Weile, ehe sie vor- 
gelassen wurden, da der König aus dem Schlupfwinkel im 
Souterrain herbeigeholt werden mußte; erst als Toll erklärte, 
ihn sogleich sprechen zu müssen, wenn weiteres Unglück verhütet 
werden solle, erschien er, bleich, dech gefaßt, noch in großer 
Gala, wie er kurz vorher Napoleon empfangen hatte, vor dem 
er sich nie anders zeigte. Was Tolls Auftrag betraf, so ver- 
wies er ihn damit an den Herzog von Padua, er selbst habe 
bier keine militärischen Verfügungen zu treffen, auch seine 
Truppen könne er daher nicht aus dem Gefecht ziehen, denn 
er habe sie seinem „hoben Alliierten“ überwiesen, von dem 
und dessen Marschällen allein sie Befehle zu erhalten hätten. 
Verwundert erwiderte Toll, raß dies ganz anders laute, als 
was Ruyssel den Monarchen vorgetragen habe. Der König gab 
dies zu, „er habe damals geglaubt, Napoleon habe die Sache 
aufgegeben, soeben habe ihm aber sein hoher Allü#erter ver- 
sichert, daß er Leipzig nur verlasse um im freien Felde zu 
manoeuvrieren und die Stadt in zwei bis drei Tagen entsetzen 
werde.“ So ganz unmäglich war es dem Könige den Zauber 
abzuschütteln, mit dem ihn Napoleon gefangen hielt! Schon 
einmal hatte er ihn fast bis auf nichts heruntergebracht ge- 
sehen und vier Monate später den schüchternen Versuch des 
Abfalls unter Furcht und Zittern büßen müssen; wie hätte er 
undankbar gegen die damals erfahrene Großmuth Ahrliches 
jetzt zum zweitenmale wagen sollen? Noch stand das Bild des 
gewaltigen Schlachtenlenkers, wie er durch seine Gegenwart das 
geängstigte Dresden gerettet und den gefürchteten Feind zer- 
schmettert hatte, frisch vor seiner Seele; seirdem lag die Mög- 
lichkeit eines Sturzes der napoleonischen Macht ganz außerhalb 
seines Ideenkreises. 
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