Gefangennahme des Königs. B1
Schreiben des Königs gehalten. Kaiser Alexander hatte es
bestimmt verweigert den König zu sehen, er stattete zwar der
Königin einen Besuch ab, aber die Art, wie er sich ihr gegen-
über über das politische Verhalten ihres Gemahls aussprach,
ließ der Hoffnung auf eine Milderung von dessen Los keinen
Raum. Ebenso erfolglos waren die Bemühungen Einsiedels
bei Stein, Hardenberg und Nesselrode, um die Zulassung des
Ksnigs zur Allianz gegen Napoleon auszuwirken; überall tönte
ihm das verhängnißvolle „Zu spät!“ entgegen. Auch an den
Kaiser Alexander selbst wendete sich der König brieflich, indem
er unter Darlegung der Beweggründe, die in der letzten Zeit
sein politisches Verhalten geleitet hätten, dessen großmüthige
Intervention anrief, erhielt aber auch nur eine zwar freund-
liche, aber ablehnende Antwort 2). Alexander hatte den Aufruf
an die Polen noch nicht vergessen.
Am 23sten früh 4 Uhr trat die königliche Familie in Be-
gleitung Anstetts und des Fürsten Gallizin und unter Escorte
von einem Pulk Kosaken ihre Reise an. Der König hatte
gewünscht, vor der Abreise den Stadtrath bei sich zu sehen,
aber russischerseits wurde die Genehmigung dazu versagt. Das
Gefolge des Königs bestand aus dem Grafen Einsiedel, dem
Hofmarschall Graf Vitzthum, den Generalen v. Zeschau und
v. Bose, den polnischen Generaladjutanten Graf Turnow und
Blezinski, dem Hauptmann der Schweizergarde v. Montbe,
Leutnant v. Lützerode, Legationsrath Breuer, den Beichtvätern
1) Koiser Alexander an den König von Sachsen, 20. October 1813:
„Je viens do recevoir ia lettre, due V. M. m’'a adresséce. Les é6gards
due je dois à la position malheureuse, on Elle se tronve, w’imposent
le devoir de ne Das entrer en discussion sur les motifs, qui ont guidés
Sa marche politique. L interét militairo doit dans les circonstances
actuelles diriger seul les vues que je puis suivre à IGgard do V. NM.
Mon conseiller privé d’Anstett Linformern des mesures que j'ai eru
indispensables de prendre. Je La prie d’ajouter à tont ce qu’il Lui
dira de ma part. Je Lui demande surtont de me voner une enticère
conflance. Jespere due les é6v#nements me mettront à meme 47
Tepondre et de Lui prouver les sentiments de haute considération,
avec lesquels“ etc.