Das russische Generalgouvernement. B5
wurden auf monatlich etwas über 50000 Thlr. festgestellt.
In der Lausitz, deren Entlegenheit und eigenthümliche Verfaf-
sung eine eigene Verwaltung erforderte, wurde Graf Reisach
zum Oberlandcommissar ernannt, der jedoch, da er sich Ord-
nungswidrigkeiten zu Schulden kommen ließ, von Repnin einen
sehr scharfen Verweis erhielt und, da die bairische Regie-
rung ihn wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder recla-
mierte, im Januar 1814 wieder von diesem Amte entfernt
wurde 1).
Die Aufgabe, welche das Generalgouvernement vor sich
fand, war ungemein schwer und groß; vor allem nahmen
Leipzig selbst und die Umgegend, die unmittelbar nach der
Schlacht ein Bild des äußersten menschlichen Elends boten, seine
Thätigkeit dringend in Anspruch. War auch die Stadt haupt-
sächlich durch die Gegenwart der Monarchen vor den Schreck-
nissen einer Erstürmung bewahrt geblieben, so machte doch,
abgesehen von der großen Last an Gefangenen, die Unterbringung
und Verpflegung der zahlreichen Verwundeten die größten Schwie-
rigkeiten. Noch sieben Tage nach der Schlacht wurden solche
Unglückliche vom Schlachtfelde eingebracht. Fortwährend mußten
Privathäuser und öffentliche Gebäude zu ihrer Aufnahme her-
gerichtet werden, ohne daß es, trotz der Anstrengungen des
mit der Oberleitung des Lazarethwesens beauftragten Geheimen
Medicinalraths Clarus, trotz der wetteifernden Menschenfreund-
lichkeit der Bewohner bei den sich widersprechenden Anordnungen
der verschiedenen Armeeen und da sämtliche Militärärzte der
Verbündeten den Armeen gefolgt waren, möglich war, sie auch
nur mit dem Nöthigsten zu versorgen. Nach Steins Angabe
lagen in den leipziger Lazarethen 34000 Kranke und Verwun-
dete aller Nationen aufgehäuft, die solchen Mangel litten, daß
einige hundert von ihnen an Entbehrungen aller Art starben.
1) Ler# III, 448ff. — Über Reisach rgl. Dorow 1, 32. Reisach
wurde beschuldigt, mit Hinterlassung sehr namhaster Cassendefecte im
Betrag von 800000 Fl., die er als Generalcommissar des Illerkreises
begangen habe, heimlich aus Baiern entwichen zu sein. Dresdn. Arch.