Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

248 Das fremde Gouvernement und der wiener Congreß. 
die feierliche Uebergabe eines in einem grünen Kreuze von Tuch 
bestehenden Ehrenzeichens an alle Diejenigen, die sich entweder 
freiwillig zur Landesbewaffnung gestellt oder ansehnliche Bei- 
träge dazu gegeben hatten. 
So wohlgemeint die Errichtung des Banners war, so er- 
wies sie sich doch als verfehlt. Offenbar hatte dabei das 
Vorbild der Lützower vorgeschwebt. Wenn es aber auch Ein- 
zelne gab, die wahre Begeisterung zum Eintritt trieb, z. B. 
den Professor Krug, der, nachdem er unter dem Donner der 
Schlacht bei Wachau seine Abschiedsrede als Rector magnificus 
gehalten hatte, sein Silberzeug verkaufte um bei den reiten- 
den Jägern eintreten zu können, und den nachherigen Super- 
intendenten Tzschirner, der den Banner als Feldprobst 
begleitete 1), so fehlte doch dem Ganzen der gehobene, ernste 
Geist jener Schar und er blieb in der Hauptsache eine kost- 
spielige Spielerei, zumal, da man den unglaublichen Einfall 
batte, ihn für einen Theil der russischen Garde zu erklären. 
Viele traten nur bei um der Landwehr zu entgeben, andere 
aus Lust am Abenteuer oder aus Eitelkeit. Die Beschaffung 
der glänzenden Uniformen verzögerte den Ausmarsch des Corps, 
so daß es zur ernsten Kriegsthat zu spät kam und keinen 
Ruhm ernten konnte. Nachdem es lange in Chemnitz, noch 
länger in Thüringen gelegen hatte, auf Repnin wartend, der 
die erste große Heerschau darüber halten wollte, gieng es nach 
Würzburg, wo am 14. April beim Uebersetzen über den Main 
bei Miltenberg 62 Mann ertranken), und wurde unter dem 
Befehl des Herzogs von Sachsen-Koburg zur Blokade von 
Mainz verwendet und nach dessen Capitulation in die Um- 
gegend verlegt. 
ç Ein zweites Patent vom 9. November verfügte die Er- 
richtung der nur für die Kriegsdauer fahnenpflichtigen Land- 
1) Urceue (Krug), Lebensreise (1825), S. 190. . 
2) Den Begräbnißplatz kaufte Hürst K. E. von Leiningen, die Fürstin 
Üich ihn zweckmähig einrichten und setzte zu Unterhaltung der Gröber ein 
ewiges Jahrgeld aus. Neun der Ertrunkenen ruhen bei Kleinheubach, wo# 
ein Obelisk mit den Namen sämtlicher 62 fieht.
	        
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