v. Watzdorf und Graf Sensst in Frankfurt. 257
Linie auf den sächsischen Thron für so ausgemacht, daß die
Einwohnerschaft den zurückkehrenden Herzog mit darauf bezüg-
lichen Inschriften zu feiern gedachte ), und auch in Sachsen
selbst agitierte eine Partei, welche an der Erhaltung der alten
Dynastie verzweifelnd wenigstens die Selbständigkeit des Landes
zu retten wünschte, in diesem Sinne. Als ein dem sächsischen
Hofe nahestehender Mann in Frankfurt Gelegenheit fand den
Kaiser Franz um seine Verwendung für den König anzugehen,
rief dieser aus: „Aber sie werden ihm doch nichts nehmen
wollen! Wir sind übereingekommen, alle Verhandlungsgegen-
stände, welche unsere vollständige Übereinstimmung stören könnten,
zu vertagen. Ich selbst habe in dieser Sache nur zum dritten
Theil mitzureden. Der König ist Kriegsgefangener des Kaisers
von Rußland; alles wird sich machen, wenn das große Ziel
erreicht ist.“ — „Wir haben“, setzt jener Beobachter hinzu,
„alles zu fürchten von Rußland und von Preußen und viel zu
hoffen von Osterreich; aber wir müssen durchaus vermeiden,
dies Letztere die beiden Ersteren merken zu lassen.“
Diese Ansicht gewann denn auch bei Allen, die dem säch-
sischen Hofe nahe standen, mehr und mehr Geltung. Auch
Graf Senfft tauchte wieder auf. Auf die Nachricht von der
Schlacht bei Leipzig war er in der Voraussetzung, daß nunmehr
der Zeitpunkt gekommen sei um auf seinen alten Posten zurück-
zukehren, herbeigeeilt; da ihn aber der König wissen ließ, daß
seine jetzige Lage ihm nicht gestatte in Berlin von seinen Diensten
Gebrauch zu machen, er ihm vielmehr in Frankfurt im Verein
mit Watzdorf nügzlicher werde sein können, so blieb er vorläufig
dort um das Terrain im Hauptguartier zu sondieren. Von
den Monarchen wohlwollend aufgenommen, überzeugte er sich
bald, daß die Übereinstimmung zwischen den verbündeten Mächten
keineswegs eine vollständige sei; während Kaiser Alexander und
der König von Preußen sich einer sofortigen Wiederherstellung
des Königs von Sachsen entschieden feindlich zeigten, verhehlten
die Vertreter Englands, die Lords Aberdeen und Cathcart, nicht
1) Perg, Steins Leben IV, 78.
Slethe, Neere Geschichte Soachsens. 17