Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

258 Das fremde Gouvernement und der wiener Congreß. 
ihre Unzufriedenheit über dieses Verfahren; ebensowenig waren 
Kaiser Franz und Metternich damit einverstanden. Auf diesen 
Zwiespalt bauete Senfft seinen Plan. Den britischen Tories 
gegenüber betonte er, wie gefährlich es für alle Regierungen 
sei, den Völkern ohne Theilnahme der legitimen Auctorität 
einen Impuls zu geben; den Kaiser Franz bewog er, den noch 
in Dresden weilenden Prinzen und deren Familien, um sie 
den Händen der Feinde der sächsischen Dynastie zu entziehen, 
ein Asyl in Prag anzubieten, welches dieselben auch, mit Aus- 
nahme der bejahrten Prinzessin Elisabeth, nicht anzunehmen 
zögerten. Seinen Bemühungen schloß sich der ebenfalls in 
Frankfurt erschienene sächsische Gesandte am stuttgarter Hofe, 
v. üchtritz, an und beide kamen mit Metternich und Langenau- 
überein, daß lichtrit mit einem Paß des Fürsten Schwarzen- 
berg und einer österreichischen Schutzwache versehen nach Berlin 
reisen solle, um dem König die mit Metternich getroffenen 
Verabredungen zu überbringen. Diese giengen dahin, daß der 
König den Grafen Senfft zur Unterhandlung mit den ver- 
bündeten Monarchen bevollmächtigen, zum Beweis der Auf- 
richtigkeit seines Anschlusses seine Neffen, die Prinzen Friedrich 
und Clemens, in das österreichische Hauptquartier, nach 
England aber einen diplomatischen Agenten schicken solle, um 
dort den königlichen Titel anerkennen zu lassen und sich der 
Intervention des englischen Cabinets zu seinen Gunsten zu 
versichern. Den weiteren geheimen Verkehr mit dem Könige 
sollte der österreichische Gesandte in Berlin, Graf Zichy, 
vermitteln. , 
Um den Truppenzügen auszuweichen nahm üchtritz den 
Umweg über Würzburg und Bamberg. In der Zwischenzeit 
hatte aber die Gegenpartei Wind von der Sache bekommen 
und, als Üchtrit am Abend des 24. November seine Reise 
von Leipzig fortsetzen wollte, wurde sein Wagen etwa eine Meile 
von der Stadt, ohne Zweifel auf Repnins Veranstaltung, von 
Kosaken überfallen und die Mappe mit seinen Papieren ihm 
geraubt. Da er also sein Geheimniß in den Händen der 
Russen wußte, so beschloß er nach Leipzig zurückzukehren und
	        
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