Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Ungewißheit Über Sachsens Schickfal. 261 
mit dem immer mehr Bestand gewinnenden Gerüchte von 
preußischen Ansprüchen auf sächsisches Gebiet 2), versetzten den 
sächsischen Hof in solche Unruhe, daß man den Beschluß faßte, 
nochmals einen Bevollmächtigten abzusenden um bei den Mo- 
narchen, speciell bei dem Kaiser von Rußland, die Sache des 
Königs zu führen. Die Wahl fiel, da der zuerst dazu be- 
stimmte Graf Görtz erkrankte, wiederum auf Watzdorf. Schleunige 
Wiederherstellung des Königs, Integrität des Königreiches, Zu- 
lassung eines sächsischen Bevollmächtigten zu den Verhandlungen 
über die deutschen Angelegenheiten, Erlaubniß, dem Kaiser beie 
dessen Rückreise an einem beliebigen Orte aufzuwarten, das 
waren die Hauptpunkte, die er denselben vortragen sollte 7. 
Watzdorf traf die Souveraine nicht mehr in Paris an, dennoch 
war sein dortiger Aufenthalt durchaus nicht vergeblich; nicht 
bloß daß er bei Ludwig XVIII. das größte persönliche Wohl- 
wollen für seinen Verwandten, den König Friedrich August, 
vorfand, sondern es gelang ihm hier auch die ersten Fäden zu 
dem nachher so überaus folgenschweren Bande zu schlingen, 
welches Talleyrand mit der Frage über Sachsens Schicksal 
verknüpfte. „Bis jetzt“, äußerte Talleyrand, als er ihm Zweck 
und Inhalt seiner Sendung vertraulich mittheilte, „habe Frank- 
reich sich nur mit seinen eigenen Interessen und mit der Aus- 
söhnung mit den verbündeten Mächten beschäftigen können; nie 
habe es sein Unvermögen, etwas für den König von Sachsen 
zu thun, peinlicher empfunden als in diesem Augenblicke, aber 
derselbe könne darauf zählen, daß auf dem Congresse zu Wien 
Frankreich seine Sache verfechten werde."“ Auch was er von 
Graf Stadion hörte, hob Watzdorfs Hoffnungen. Erst gegen 
1) Watzdorf an Baron Jußt, Berlin, 18. Mai: „Jo crains beaucoup 
Tinfluence de Mr. de Stein. Son caractere peut etre noble et bon 
pour le fond, mais il est passioné et ses vues ne me paraissent guères 
compatibles avec le bonheur des Etats du second ordre. 8’i y 
une Conféderation du Nord de I’Allemagne, i1l faudra bien, qdue la 
Saze en soit, et quimporte alors à la Prusse, due Ia Lusace et Torgau 
soient Prussiens ou Sarons?“ 
2) v. Watzdorfs Instruction vom 18. Mai. Dr. Arch.
	        
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