Agitationen für Wiederhersicllung des Königs. 271
mit Osterreich verrathen zu haben, erbitterte einen der säch-
sischen Offiziere in Koblenz, den Hauptmann v. Dziembowski,
dermaßen, daß er Görres in seiner Wohnung verhaften und
auf die Wache bringen ließ. Lecog setzte zwar den Gefangenen
sofort wieder in Freiheit, Dziembowski wurde verhaftet und
nach Sachsen zum Depot zurückgeschickt, aber der von Thielmann
auf Veranlassung dieses Vorfalls 31. Juli erlassene Tages-
befehl mit seinen ungeschickten und unschicklichen Anspielungen
auf Dziembowski's Motive konnte nur dazu dienen die Auf-
regung zu steigern statt sie zu besänftigen 1). Mit verhaltenem
Ingrimm hörten die Offiziere diesen ehemaligen Anbeter Na-
poleons eine Sprache führen, die nicht nur seine eigene Ver-
gangenheit sondern auch die Achtung vor dem Unglück seines
Landesherrn und Wohlthäters so gänzlich verläugnete. Bei
dem Festmahl am Geburtstage des Königs von Preußen,
3. August, wurde Thielmanns Toast auf die baldige Vereini-
gung des ganzen nördlichen protestantischen Deutschlands unter
dem Scepter des Königs Friedrich Wilhelm mit finsterem
Schweigen aufgenommen, viele schütteten ihre Gläser auf den
Teller. Dann trank Thielmann auf den Minister v. Stein,
„den deutschen Apostel Petrus“, als aber alle seine Phrasen
nicht verfingen, äußerte er zornig, „die Herren möchten be-
denken, daß es außer dem Königstein noch andere Festungen
gebe“ 2).
Um diese Zeit wurde das 3. Armeecorps als eine Art
von Execution gegen den Kurfürsten von Hessen, der seine
Truppen eigenmächtig auf den Friedensfuß gesetzt hatte, nach
Marburg verlegt, und hier begann nun eine Bearbeitung der
Truppen von der Heimat aus, die bei der schon vorhandenen
Gährung schnell zum gewünschten Ziele führte. Ein von Prinz
Maximilian jener dresdner Deputation gegebener Wink, daß
ihm leider die Beweise für die Anhänglichkeir der Armee fehlten
und er sich daher auf deren Gesinnung nicht berufen könne,
1) Anhang, Nr. 30.
2) Holtzendorff, S. 155 fl.