Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

272 Das fremde Gouvernement und der wiener Congreß. 
war wohl verstanden worden. Der ehemals sachsische, jetzt 
österreichische Hauptmann v. Langenau, ein Bruder des Generals, 
der als Curier nach Antwerpen reiste, benutzte einen Abstecher 
in das sächsische Hauptquartier nach Marburg um die Offiziere 
zu einem offenen Schritte anzutreiben. Am 6. September 
erschienen die Brigadiers und Abtheilungscommandanten bei 
Thielmann und überbrachten ihm von sämtlichen Offizieren 
unterzeichnete Adressen, welche in verschiedener Form die Bitte 
um Wiederherstellung des Königs enthielten, damit er sie auf 
dem Dienstwege an die Souveraine gelangen lasse; in der 
Mehrzahl verwahrten sich dieselben ausdrücklich gegen die An- 
nahme, als ob die Truppen durch ihren Übergang bei Leipzig 
eine Abtrünnigkeit gegen den König hätten begehen wollen. 
Thielmann, der sich eben noch gegen Stein gerühmt hatte, daß 
so dumme Streiche, wie die Handvoll Offiziere in Dresden 
gemacht hätten, bei ihm nicht vorgehen könnten, war auf das 
unangenehmste überrascht. „Wünsche der Armee für das Wohl. 
des Königs auf eine bescheidene Art vorgetragen“, antwortete 
er den Offizieren, „sehe er als den Ausdruck einer löblichen 
Empfindung an, aber in höchst lächerliche Widersprüche ver- 
wickle sich die Armee, wenn sie durch den Übergang bei Leipzig 
im Sinne des Königs gehandelt zu haben glaube, da General 
v. Ryssel sich erinnern müsse, was Zeschau noch am Morgen 
des Übergangs der Armee im Namen des Königs bekannt ge- 
macht habe; wenn die Armee erkläre, daß sie sich ihres Eides 
gegen den König nicht für entbunden halte, so mache sie sich 
im pöchsten Grade strafbar.“ Er gab schließlich den Unter- 
leichnern Bedenkzeit die Adresse zurückzunehmen, allein diese 
versicherten durch General Lecoq nochmals aufs feierlichste, daß 
sie sich ihres Eides gegen den König nicht für entbunden er- 
achteten und bestanden auf Absendung der Adressen 1). Thiel- 
mann wußte sich nicht anders zu helfen, als indem er die 
Adressen dem commandierenden General v. Kleist nach Aachen 
überschickte. Stein jedoch, dem er zugleich Meldung von dem 
1) Thielmann an Repnin, 16. September. Dr. Arch.
	        
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