Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Adressen der sächsischen Offziere in Marburg. 273 
Vorgefallenen machte, mißbilligte dieses Verfahren kaum minder 
als die unbefugte und in jeder Weise ungeeignete Einmischung 
der bewaffneten Macht in die Politik 1). Auch der sonst so 
milde Kleist nahm die Adressen höchst ungnädig auf und nur 
den Vorstellungen des Generalmajors v. Brause und des 
Oberstleutnants v. Lindemann, welche ins Hauptgquartier eilten, 
gelang es, die beabsichtigte sofortige Trennung der Truppen 
rückgängig zu machen. Den 8. September wurde das Corps 
nach Koblenz zurückoerlegt und hier demselben eine Ordre des 
Generals Kleist vom gten bekannt gemacht, in welcher derselbe 
die Unstatthaftigkeit der eine Aufkündigung des Gehorsams gegen 
die alliierten Mächte in sich schließenden Annahme, als ob das 
Heer noch mit seinem Eide dem König von Sachsen verpflichtet 
sei, ernst und entschieden einschärfte und Thielmann befahl den 
Offizieren zu eröffnen, daß er sich genöthigt sehe sich wegen 
dieses unbedachten Schrittes an Lecoq als ältesten General und 
den Obersten v. Zezschwitz als Chef des Generalstabs zu halten; 
Beide seien daher sofort zur Verantwortung nach Dresden zu 
weisen. „Den übrigen Generalen, Brigadiers und Comman- 
deuren“, fuhr er fort, „bitte ich zu sagen, daß es mir nicht 
fremd ist, wie es Augenblicke im menschlichen Leben gibt, in 
welchen das Herz auf die Handlungen der Menschen, und gerade 
auf die achtungswerthesten, einen zu großen Einfluß gewinnt. 
Legen Sie ihnen die Adressen vor, damit sie sich selbst über- 
zeugen, auf welche Art sie abgefaßt sind. Ich werde keinen 
Gebrauch zu ihrem Nachtheil davon machen. Die Adressen 
der drei Kavalerieregimenter, des ersten leichten Infanterie- 
regiments und des Generalstabs enthalten nichts, was gegen 
die Verhältnisse verstößt; ich werde sie daher einreichen.“ 
Gleichzeitig erschien Kleists Generalstabschef, v. Müffling, um 
die Ordnung wiederherzustellen; bei seiner Ankunft waren jedoch 
die Offiziere bereits, Dank besonders den Bemühungen des 
Obersten Aster und des Hauptmanns Heymann, zur Besinnung 
zurückgekehrt; sie fügten sich in die verlangte Weglassung der 
1) Per# IV, 80. 
Flatbe, NUGeschichte Sachsens. 18
	        
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