Federkrieg für und wider den König. 27
was vom preußischen und allgemein deutschen Standpunkte aus
über diese Frage gesagt wurde, ist B. G. Niebuhrs Schrift:
„Preußens Recht gegen den sächsischen Hof“. In einer durch das
Studium der Alten, in höherem Maße noch durch tiefen sitt-
lichen Ernst und eine edle Leidenschaftlichkeit geadelten Sprache
bricht sie schonungslos den Stab über die Politik des Königs
Friedrich August, der taub gegen alle Mahnungen und ver-
trauend auf die Fortdauer von Napoleons Glück sein Schicksal
an diesen gebunden und mit ihm gefallen sei 1), der auch
nimmermehr die Verantwortlichkeit für das, was seit der Schlacht
bei Lützen geschehen, um deswillen ablehnen dürfe, weil es
gezwungenerweise geschehen, denn selbst dies zugegeben, so sei
es doch nur die Folge freier Entschlüsse gewesen; wenn also“
das sächsische Volk die Trennung von seinem Könige und der
Verlust der politischen Individualität schmerze, so möge es be-
denken, daß die Schuld daran auf niemanden anders als auf
den sächsischen Hof selbst falle.
Diese Erörterungen in der Presse haben zwar zur Erregung
der Leidenschaften sehr viel, zur endlichen Entscheidung über
Sachsens Schicksal sehr wenig beigetragen. Denn die Dinge
hatten bereits eine solche Wendung genommen, daß es sich
bierbei nicht um das bessere Recht auf sächsischer oder auf
preußischer Seite handelte, sondern daß die Beantwortung dieser
Frage lediglich noch von der Convenienz der Großmächte ab-
hing, deren Ausspruch nunmehr endlich auf dem in Wien zu-
sammengetretenen Congresse gefällt werden sollte. Begrelflicher-
weise concentrierte sich die Aufmerksamkeit aller Derjenigen, die
an dem Ausgange dieser Sache sei es für oder gegen Sachsen
erhielt aber den trocknen Bescheid, „daß der preußische Minister diese
Note weder annehmen noch offlciell beantworten könne und ihn ersuchen
mlisse dieselbe zurückzunehmen“. Dr. Arch.
1) „Es ist ein schimpfliches Bekenntniß, unerläßliche Pflichten aus
Furcht versäumt zu haben. — Der König von Sachsen mußte gegen
Napoleon ausstehen, weil es die Vernichtung der Tyranncl galt, er hatte
Rache an Napoleon zu nehmen dafür, daß dieser die Ehre seiner langen
Regierung durch die bayonner Convention geschändet hatte.“ S. 35ff.