Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

20 Das fremde Gouvernement und der wlener Congreß. 
den österreichischen Generalen sogar keine Selbsttäuschung ein; 
endlich äußern die mit der Geschichte vertrauten Umgebungen 
des Fürsten Metternich mit aufrichtigem Bedauern wenig Hoff- 
nung zu einem für den König günstigen Ausgange der Unter- 
bandlung. In Betreff des Einflusses von Frankreich und 
England, so scheint die jetzige Lage des ersteren Staates wenig 
geeignet dessen Vorstellungen Nachdruck zu geben, und die 
Weigerung des Lord Castlereagh den General Watzvorf zu sehen 
beweist eine große Nachgibigkeit Englands für Rußland und 
Preußen, so daß sich mit Grund von jenen zwei Mächten 
wenig hoffen läßt.“ 1) 
Auf eine offene Unterstützung der sächsischen Ansprüche von 
seiten Osterreichs war demnach wenig Aussicht. An Vertröstungen 
ließ es Metternich nicht fehlen, zugleich aber suchte er den König 
von jedem selbständigen Schritte zurückzuhalten. „Osterreich“, 
versicherte er, „sei in dem Falle, Sachsens Interesse besser zu 
verfechten als dieses selbst, das einzige dem Könige zu Gebote 
stehende Mittel bleibe die moralische Kraft des passiven Wider- 
standes.“ Aber ebenso verwarf er Schulenburgs Vorschlag, 
daß Osterreich, wenn es die factische Besitznahme Sachsens nicht 
bindern könne, wenigstens im Verein mit irgend einer andern 
Macht vor ganz Europa dagegen protestieren und erklären 
mmöge, daß es diese Maßregel nie de jure anerkennen werde 7); 
selbst die Initiative zur Versetzung des Königs in eine sster- 
reichische Stadt zu ergreifen lehnte er ab, da ein erst kürglich 
deshalb beim König von Preußen gemachter Versuch erfolglos 
geblieben sei, dagegen gestattete er, daß man sich schsischerseits 
der österreichischen Curiere zwischen Wien und Berlin bediene. 
Auf seinen Rath geschah es ferner, daß der König den Grafen 
Schulenburg zu seinem Bevollmächtigten beim Congreß ernannte, 
jedoch in der Weise, daß bis zu dem geeigneten Augenblicke 
die Vollmacht in seinen Händen schlafen solle. Zugleich wurde 
1) Schulenburg an Einstedel, 21. August. Dr. Arch. — Archiv für 
lächs. Gesch. I. 94. 
2) Schulenburg an Einsiedel, 11. September.
	        
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