20 Das fremde Gouvernement und der wlener Congreß.
den österreichischen Generalen sogar keine Selbsttäuschung ein;
endlich äußern die mit der Geschichte vertrauten Umgebungen
des Fürsten Metternich mit aufrichtigem Bedauern wenig Hoff-
nung zu einem für den König günstigen Ausgange der Unter-
bandlung. In Betreff des Einflusses von Frankreich und
England, so scheint die jetzige Lage des ersteren Staates wenig
geeignet dessen Vorstellungen Nachdruck zu geben, und die
Weigerung des Lord Castlereagh den General Watzvorf zu sehen
beweist eine große Nachgibigkeit Englands für Rußland und
Preußen, so daß sich mit Grund von jenen zwei Mächten
wenig hoffen läßt.“ 1)
Auf eine offene Unterstützung der sächsischen Ansprüche von
seiten Osterreichs war demnach wenig Aussicht. An Vertröstungen
ließ es Metternich nicht fehlen, zugleich aber suchte er den König
von jedem selbständigen Schritte zurückzuhalten. „Osterreich“,
versicherte er, „sei in dem Falle, Sachsens Interesse besser zu
verfechten als dieses selbst, das einzige dem Könige zu Gebote
stehende Mittel bleibe die moralische Kraft des passiven Wider-
standes.“ Aber ebenso verwarf er Schulenburgs Vorschlag,
daß Osterreich, wenn es die factische Besitznahme Sachsens nicht
bindern könne, wenigstens im Verein mit irgend einer andern
Macht vor ganz Europa dagegen protestieren und erklären
mmöge, daß es diese Maßregel nie de jure anerkennen werde 7);
selbst die Initiative zur Versetzung des Königs in eine sster-
reichische Stadt zu ergreifen lehnte er ab, da ein erst kürglich
deshalb beim König von Preußen gemachter Versuch erfolglos
geblieben sei, dagegen gestattete er, daß man sich schsischerseits
der österreichischen Curiere zwischen Wien und Berlin bediene.
Auf seinen Rath geschah es ferner, daß der König den Grafen
Schulenburg zu seinem Bevollmächtigten beim Congreß ernannte,
jedoch in der Weise, daß bis zu dem geeigneten Augenblicke
die Vollmacht in seinen Händen schlafen solle. Zugleich wurde
1) Schulenburg an Einstedel, 21. August. Dr. Arch. — Archiv für
lächs. Gesch. I. 94.
2) Schulenburg an Einsiedel, 11. September.