Die sächsische Frage auf dem Congreß. 299
Sachsen zurückerhalte; auch seinen Brüdern machte er es streng-
stens zur Pflicht, falls ihnen eine Verzichtleistung angesonnen
würde, um keinen Preis darein zu willigen. Zwar in der
Umgebung Kaiser Alexanders äußerte man achselzuckend, da nun
einmal jemand verletzt werden müsse, so sei ein Unheil, das
die Dynastie treffe, jedenfalls dem Unglück des Landes vorzu-
Fiehen 1), doch mehrte sich auf der andern Seite auch die Zahl
der Fürsprecher für den König; selbst die Erbgroßherzogin von
Weimar und die Großherzogin von Oldenburg verwendeten
sich bei ihrem Bruder, dem Kaiser, für ihn und der früher so
schwer beargwöhnte Karl August von Weimar bestärkte ihn in
dem Vorsatz alle Tauschanträge zurückzuweisen, da er durch
standhafte Weigerung vielleicht günstigere Bedingungen werde
erlangen können ?). Besonders aber trugen die franzzsischen
Diplomaten den Kopf höher als je. Es verlautete von fran-
zösischen Rüstungen; als Talleyrand in Gesellschaft nach der
Ursache des neuerlichen Personenwechsels im Kriegsministerium
befragt wurde, erwiderte er: „Que Cc'était pour donner un
appui au roi de Sare“, und Dalberg setzte gegen Schulenburg.
hinzu: „Dites au roi, due nous ne désirons autre chose et.
due nous espérons de lui expédier d’'ici en trois mois un
ministre de France en Saxe“"). Auch das brittische Mini-
sterium, theils erschreckt durch die öffentliche Meinung in Eng-
land, die sich für die Erhaltung Sachsens zu erwärmen anfing,
sowie durch die Angriffe der liberalen Opposition im Parla-
mente, welche die sächsische Angelegenheit zum Vorwand nahm
um das Ministerium der Theilnahme an der Vernichtung einer
unabhängigen Nation zu beschuldigen, theils durch den Prinz-
regenten gedrängt, der die Aufrechthaltung der Dynastieen für
Englands Pflicht erklärte, wies seine Bevollmächtigten an sich
mehr als bisher des sächsischen Hauses anzunehmen. So kam
es, daß Casilereaqh, den auch Graf Münster in demselben
1) K. v. Nostitz, Leben und Brieswechsel, S. 134.
2) Schulenburg an Einfledel, 26. November.
3) Sächsische Denkschrift vom 26. December.