Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

306 Das fremde Gouvernement und der wiener Congreß. 
Was bewog nun Metternich, so unerwartet die Basis der 
bisherigen Unterhandlungen aufzugeben? Den Hauptgrund 
sprach er selbst offen gegen Gagern mit den Worten aus: 
„Was Sachsen betrifft, haben wir einen bestimmten Entschluß 
gefaßt: Osterreich stellt sich an die Spitze der Mächte, die sich 
weigern, zunächst aus einem guten Grunde, nämlich um diese 
Rolle nicht Frankreich zu überlassen.“ Die kleinen Staaten 
füblten auch alsbald den Rückhalt, den sie gewonnen. Als 
v. Miltitz, der nebst v. Carlowitz und v. Oppell in Begleitung 
des preußischen Geheimenraths Friese und des russischen Staats- 
raths Turgenieff nach Wien gekommen war um womöglich die 
Theilung abzuwenden, dem Grafen Münster seine Gründe da- 
gegen auseinandersetzte, antwortete ihm dieser: das sei gleich- 
giltig; wenn Preußen nicht nachgebe, werde man sich gegen die 
Besitznahme Sachsens verwahren, eine günstige Gelegenheit 
abwarten und einen Krieg anfangen, der mit dem Untergange 
Preußens enden müsse. Leicht erkennt man auch Münsters 
Echo in der ebenfalls gegen Miltitz gethanen Außerung des 
Grafen Schulenburg, es könne nur von Uberlassung eines 
kleinen Theils von Sachsen an Preußen die Rede sein; dle 
Kräfte, die letzteres zwängen einen kleinen Theil herauszugeben, 
würden es auch zwingen sich mit einem kleinen Theile zu be- 
gnügen; man würde sonst nach einiger Zeit einen Krieg mit 
ihm anfangen, der es vernichten und statt seiner das mittler- 
weile erstarkte Hannover zum Mittelpunkte des närdlichen 
Deutschlands machen würde 1). Ja Schulenburg beeilte sich 
sogar, sobald er von der österreichischen Note vom 10ten Kennt- 
niß erhielt, den Gesandtschaften der befreundeten Häfe die 
Schwierigkeit jeder Cession und der des kornreichen Thüringens 
insbesondere nachzuweisen. Am 14ten autorisierte ihn Metter- 
nich seinem Cabinet zu melden, daß er Sachsen als gerettet 
ansehe und hoffe, daß der König in Kurzem wieder in seiner 
Hauptstadt regieren werde; Osterreich werde nie zugeben, daß 
Sachsen in preußischen Händen bleibe; im schlimmsten Falle, 
1) Pert IV, 242.
	        
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