Verhandlungen über die Theilungslinie. 813
durch einen Theil Sachsens von der Entscheidung der Mächte
und nicht von der Willkür des Königs von Sachsen abhängig
zu machen sei, förmlich zu Protokoll gebe, so that er dies,
#. Januar, ohne Weiteres, sich gegen seine Verbündeten damit
entschuldigend, daß England jetzt noch nicht zu einem neuen Kriege
bereit sei, und nöthigte dadurch auch Osterreich kühneren Ent-
würfen zu entsagen. Die Verhandlungen, an denen nunmehr
auch Talleyrand seit dem 11. Januar Theil nahm, betrafen
im wesentlichen nur noch die Auffindung einer angemessenen
Grenzlinie zwischen Preußen und Sachsen. Die Hauptschwierig-
keit dabei verursachten Torgau und Leipzig; auf den Verbleib
des ersteren bei Sachsen legte Osterreich aus militärischen Rück-
sichten so großen Werth, daß es sich erbot die Hälfte des
tarnopoler Kreises an Rußland zu überlassen, wenn dieses
dafür 200000 Seelen mehr von Polen an Preußen geben
wolle. Doa jedoch Alexander hierauf nicht eingieng, auch Castle-
reagh, der, im Begriff nach England zurückzukehren, dringend
wünschte dem Parlamente ein befriedigendes Resultat seiner
diplomatischen Mission vorlegen zu können, Torgau preisgab,
und hierauf Talleyrand ebenfalls seine Hände in Unschuld
wusch :2), so mußte Metternich sich fügen. Er legte einen neuen
Entschädigungsentwurf vor, nach welchem dem Könige von
Sachsen 271 □M. mit 1,300000 Seelen verbleiben, Preußen
360 □M. mit 782249 Seelen und damit außer der festen
Elblinie im Vergleich zu 1805 ein Mehr von 66000 Unter-
thanen und durch Erwerbung der gewerbsamsten Unterthanen
und der wichtigsten Handelsstraßen eine Verbesserung seiner
finanziellen Lage erhalten sollte ?).
Aber auch Preußen hatte triftige Gründe den Bogen nicht
zu überspannen. Alexander, anfangs viel eifriger die Einver-
leibung Sachsens in Preußen zu betreiben als Friedrich
Wilhelm III. selbst, wurde, seitdem die polnische Sache für
abgemacht gelten konnte, in der Unterstützung der preußischen
1) Anhang, Nr. 82.
2) Note vom 28. Januar. Klüber VII, 83.