318 Das fremde Gouvernement und der wiener Congreß.
öffentlichung in England wirklicher Ernst gewesen sei, die Ab-
sendung einer Deputation dahin wurde geradezu abgeschlagen.
Gleichzeitig übernahm es Professor Tittmann, unterstützt durch
den Bergrath v. Herder, einen Adressensturm im ganzen Lande
einzuleiten. Der König aber verfocht seine Rechte in einer
neuen vom Legationsrath Griesinger rerfaßten Denkschrift an
die Großmächte vom 25. Februar.
Diese unbeugsame Hartnäckigkeit des Königs bewog die
Großmächte, nunmehr seinem schon im October gestellten und
namentlich seit der Besitznahme Sachsens durch Preußen drin-
gend wiederholten Verlangen, seinen jetzigen Aufenthalt mit
einem anderen innerhalb der österreichischen Staaten vertauschen
zu dürfen, nachzugeben. Mußte man ja sonst gewärtig sein,
daß er später seine Zustimmung zu eder Theilung Sachsens,
weil ihm in der Gefangenschaft abgenöthigt, für ungiltig erkläre.
Am 13. Februar lud ihn Kaiser Franz ein sich nach Brünn
zu begeben; dort mäge er sich über den bis zur Beendigung
der Verhandlungen zu wählenden Aufenthalt entscheiden. Am
22sten reiste der König von Friedrichsfelde ab; sowie er die
österreichische Grenze überschritten hatte, erhielt er überall die
königlichen Ehren, die ihm auf preußischen Gebiete vorenthalten
worden waren. Nachdem er in Brünn von seinen Brüdern
und dem greisen Herzog Albert von Sachsen-Teschen begrüßt
worden war, traf er am 4. März in Preßburg ein. Kaum
aber hatten die Unterhandlungen, die sächsischerseits von Ein-
siedel und Schulenburg geführt wurden, begonnen, als die
Nachricht von Napoleons Flucht aus Elba und von seiner
Landung in Frankreich den Congreß in die höchste Aufregung,
die sächsischen Unterhändler in die größte Bestürzung versetzte.
Dem ihnen schwand damit die letzte Hoffnung, eine Abänderung
der von den fünf Mächten getroffenen Bestimmungen zu er-
langen. Nicht genug, daß angesichts von Napoleons Wieder-
auftreten die sächsische Frage als ein untergeordneter Gegenstand
erschien, so schloß sich jetzt auch die Vereinigung zwischen den
Großmächten inniger, so mußte die bourbonische Regierung,
welche in dieser Stimmung die vornehmste Garantie für ihre