330 Das fremde Gonvernement und der wiener Congreß.
die weitere Entschließung ausdrücklich vorbehalten. Allein da
Metternich, dem der Boden unter den Füßen brannte, dringend
rieth im eigenen Interesse des sächsischen Hofes zu unterzeichnen
ohne weitere Instructionen abzuwarten, und auch Baierns Zu-
stimmung mittlerweile eingegangen war, so gab Globig 9. Juni
nach. Die Ratification erfolgte am 6. Juli. In der engeren
Bundesversammlung erhielt Sachsen eine Virilstimme, im
Plenum vier Stimmen1).
Sehr traurige Folgen hatte die lange Ungewißheit über
das Schicksal ihres Vaterlandes für die sächsischen Truppen.
Schon zu Anfang November hatte Thielmann, der, wohlbekannt
mit der ihm ungünstigen Stimmung, seit Monaten vor ihnen
unsichtbar geblieben war, in Koblenz auf eine irrthümliche
Nachricht aus Wien hin eiligst und triumphierend den Offizieren
auf der Parade die erfolgte Vereinigung Sachsens mit Preußen
verkündigt. Der Unwille über diese Unschicklichkeit, der Wider-
ruf der ersten Nachricht, die Rechtsverwahrung des Königs
erhielten die Spannung in den Gemüthern, die sich noch mehr
steigerte, als mit Rücksicht auf die immer näher rückende Wahr-
scheinlichkeit eines gewaltsamen Bruches das Hauptquartier, um
die Sachsen aus der Nähe der österreichischen Truppen zu
bringen, am 11. December nach Bonn, am 23. Januar sogar
nach Köln verlegt, an diesem Tage auch General v. Lecog als
ein besonders eifriger Anhänger des Königs, dessen Geburtstag
er noch kürzlich mit Ostentation begangen hatte, nach Sachsen
zurückberufen wurde. Doch konnte Thielmanns Wachsamkeit
nicht verhindern, daß unter dem Offiziercorps geheime Verab-
redungen für gewisse Erentualitäten getroffen wurden. Sobald
die Nachricht von der beschlossenen Theilung Sachsens zum
Heere kam, setzte Thielmann, 22. Februar, die Brigadiers von
der in Wien bestimmten Grenzlinie mit dem Ersuchen in
Kenntniß, ihre Offiziere zu befragen, welchem Theile sie dienen
wollten, und erinnerte sie „alles anzuwenden um die erregten
Leidenschaften zu mäßigen und zu verhüten, daß junge Männer
1) Klüber II. 324fl.