Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Peinliche Lage der sächsischen Truppen. 831 
sich durch Übereilung unglücklich machten, da der König von 
Sachsen nicht in der Lage sei, ihrer aller Anhänglichkeit durch 
Anstellung zu belohnen, wogegen ein Jeder sich der Anstellung 
nach seinem Patente im preußischen Dienste im voraus ver- 
sichert halten könne". Dieses mehr als tactlose Verfahren 
steigerte die vorhandene Mißstimmung bei Vielen bis zur Er- 
bitterung, die Offiziere des Generalstabs und der 1. Infanterie- 
brigade ließen auf Zureden der Obersten v. Zezschwitz und 
v. Leyser und des Generals v. Ryssel die Aufforderung ganz 
unbeachtet, die der Kavalerie verlangten vorher eine Eides- 
entbindung durch ihren König zu sehen, von der leichten In- 
fanterie dagegen erklärten sich sofort die meisten, darunter 
sämtliche Stabsoffizjiere bis auf einen, für den preußischen 
Dienst. Die natürliche Folge war, daß aller Zusammenhalt 
im Offizierscorps schwand, Mißtrauen und Spaltungen Platz 
griffen. 
In dieser Stimmung traf die Nachricht von Napoleons 
Wiedererscheinen das sächsische Heer. Der Generalstabschef, 
Oberst v. Zezschwitz, ren der Nothwendigkeit durchdrungen es 
aus diesem peinlichen Provisorium zu erlösen, richtete an den 
König die dringende Bitte um eine Erklärung, wie sie sich im 
Fall eines Kriegs zu verhalten hätten, erhielt aber durch Ver- 
mittlung des Generals v. Zeschau nur die unbestimmte Ant- 
wort: Seine gegenwärtige, im wesentlichen noch unreränderte 
Lage gegen das Land und die Unterthanen gestatte dem Könige 
nicht Befehle an die Armee zu erlassen; er sei überzeugt, daß 
diese nichts thun werde, was ihrer Ehre und ihrem Eide 
widerspräche, mißbillige aber keineswegs, daß seine Truppen 
vereinigt mit den verbündeten Armeen an dem wahrscheinlich 
sich erneuernden Kampfe Theil nähmen und den Bestimmungen 
folgten, die sie zu diesem Zwecke von deren Befehlshabern er- 
halten dürften. Das Unglück der Sachsen wollte, daß der 
rücksichtsvolle und von den Sachsen hochgeachtete General Kleist 
vom Oberbefehl über das 3. Armeecorps abberufen wurde und 
dieses einstweilen, bis zu Blüchers Ankunft, unter Gneisenau'S 
Befehl trat. Bald darauf verließ auch Thielmann, der den
	        
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