Peinliche Lage der sächsischen Truppen. 831
sich durch Übereilung unglücklich machten, da der König von
Sachsen nicht in der Lage sei, ihrer aller Anhänglichkeit durch
Anstellung zu belohnen, wogegen ein Jeder sich der Anstellung
nach seinem Patente im preußischen Dienste im voraus ver-
sichert halten könne". Dieses mehr als tactlose Verfahren
steigerte die vorhandene Mißstimmung bei Vielen bis zur Er-
bitterung, die Offiziere des Generalstabs und der 1. Infanterie-
brigade ließen auf Zureden der Obersten v. Zezschwitz und
v. Leyser und des Generals v. Ryssel die Aufforderung ganz
unbeachtet, die der Kavalerie verlangten vorher eine Eides-
entbindung durch ihren König zu sehen, von der leichten In-
fanterie dagegen erklärten sich sofort die meisten, darunter
sämtliche Stabsoffizjiere bis auf einen, für den preußischen
Dienst. Die natürliche Folge war, daß aller Zusammenhalt
im Offizierscorps schwand, Mißtrauen und Spaltungen Platz
griffen.
In dieser Stimmung traf die Nachricht von Napoleons
Wiedererscheinen das sächsische Heer. Der Generalstabschef,
Oberst v. Zezschwitz, ren der Nothwendigkeit durchdrungen es
aus diesem peinlichen Provisorium zu erlösen, richtete an den
König die dringende Bitte um eine Erklärung, wie sie sich im
Fall eines Kriegs zu verhalten hätten, erhielt aber durch Ver-
mittlung des Generals v. Zeschau nur die unbestimmte Ant-
wort: Seine gegenwärtige, im wesentlichen noch unreränderte
Lage gegen das Land und die Unterthanen gestatte dem Könige
nicht Befehle an die Armee zu erlassen; er sei überzeugt, daß
diese nichts thun werde, was ihrer Ehre und ihrem Eide
widerspräche, mißbillige aber keineswegs, daß seine Truppen
vereinigt mit den verbündeten Armeen an dem wahrscheinlich
sich erneuernden Kampfe Theil nähmen und den Bestimmungen
folgten, die sie zu diesem Zwecke von deren Befehlshabern er-
halten dürften. Das Unglück der Sachsen wollte, daß der
rücksichtsvolle und von den Sachsen hochgeachtete General Kleist
vom Oberbefehl über das 3. Armeecorps abberufen wurde und
dieses einstweilen, bis zu Blüchers Ankunft, unter Gneisenau'S
Befehl trat. Bald darauf verließ auch Thielmann, der den