Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Aufruhr der Sachsen in Lüttich. 333 
datenhaufen unter lautem Geschrei vor Blüchers Wohnung 
stürmten. Den hinzueilenden Offizieren gelang es sie zum 
Auseinandergehen zu bewegen, sie ließen die Bataillone sofort 
antreten, dann aber nach begütigendem Zureden wieder aus- 
einandergehen ohne weitere Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen. 
Umsonst aber erschöpften sie sich bei Gneisenau in Vorstellungen 
und Bitten um Aufschub der Maßregel, nach diesem Zwischen- 
fall bestand dieser nur um so fester auf buchstäblicher Ausfüh- 
rung des Befehls. Bald jedoch erschienen die beiden Grena- 
dierbataillone des Garderegiments aufs neue in tobenden Massen 
vor Blüchers Hauptquartier, mehrere preußische Offiziere, welche 
mit blanker Waffe in sie eindrangen, geriethen in Lebensgefahr, 
Steine flogen gegen die Fenster. Außer sich vor Zorn will 
Blücher sich mit dem Säbel in der Faust den Empörern ent- 
gegenstürzen, fast mit Gewalt bringt man ihn durch eine 
Hinterthüre aus der Stadt, während die Empörer, taub gegen 
die Bitten und Befehle ihrer eigenen Offiziere, in das Haus 
dringen und es nach angeblich darin gefangen gehaltenen Ka- 
meraden durchsuchen. 
Eine strenge Ahndung dieses Aufruhrs war, zumal auf der 
Schwelle des Kriegs gegen Napoleon, unter dessen Fahnen die 
Meuterer noch vor kurzem gefochten hatten, ein Gebot der 
Nothwendigkcit. Oberst v. Zezschwitz, der das Commando in 
der Stadt übernommen hatte, erhielt Befehl, noch in der Nacht 
ras Gardebataillon nach Huy abmarschieren zu lassen; erst den 
angestrengten Bemühungen der Offiziere gelang es die Wider= 
spänstigen soweit zum Gehorsam zurückzubringen, daß der Ab- 
marsch in leidlicher Ordnung geschah; aber dem begegnenden 
Feldmarschall verweigerte es trotzig die Ehrenbezeugung. Ein 
zeiter Befehl Blüchers ordnete für den nächsten Morgen die 
Räumung der Stadt von sämtlichen sächsischen Truppen an; 
Vorkehrungen waren getroffen, sie auf dem Marsche in ihre 
Quartiere zu trennen und mit preußischen Truppen zu um- 
ringen. Als aber die beiden Grenadierbataillone und das 
2. Linienregiment den Abmarsch nach Verviers und Maastricht 
antreten sollten, brach die Widersetzlichkeit aufs neue aus, die
	        
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