Stimmung in Sachsen. Graf D. Einsiedel. 363
derjenigen seiner Diener, von denen er während seiner Ab-
wesenheit Beweise treuer Anhänglichkeit und einsichtsvoller
Dienstleistung erhalten“, am 12. August 1815 stiftete. In
der That fand jene specifisch sächsische Gesinnung ihren Halt
und Mittelpunkt in der durch Alter und Unglück gleich ehr-
würdigen Person des Königs; was man auch früher seiner
Politik zum Vorwurfe gemacht haben mochte, es war verzessen,
seitdem er zum Märtyrer derselben geworden war. Laut und
ungeheuchelt sprach sich die hohe Verehrung gegen den könig-
lichen Greis bei seinem funfzigjährigen Regierungsjubiläum,
20. September 1818, aus, dem am 19. Januar 1819 das
mehr im Familienkreise begangene goldene Ehejubiläum des
Königspaares folgte; das Volk feierte eben in jenem zugleich
seine Selbsterhaltung mit. Das Fest wurde mehrfach durch
Errichtung milder Stiftungen bezeichnet, die Bitte der Land-
stände aber, ihm ein Denkmal errichten zu dürfen, lehnte der
König ab „da er das ihm wünschenswertheste Denkmal in der
Zufriedenheit seiner Unterthanen über die lange Dauer seiner
Regierung finde“ 1).
An der Spitze der Regierung stand Graf Detler Einsiedel,
als Cabinetsminister und die beiden Departements des Inneren
und des Außeren in seiner Hand vereinigend weitaus der ein-
flußreichste Mann im ganzen Lande, ohne doch eine Verant-
wortlichkeit im modernen Sinne zu haben, da zu königlichen
Erlassen nicht einmal seine Gegenzeichnung erforderlich war und
seine Thätigkeit sich ganz in das Dunkel des Amtsgeheimnisses
büllte; ein hagerer, stolzer Mann von streng aristokratischem
Gepräge, mit dem Könige nicht bloß durch das achtungswerthe
Band gemeinsam getragenen Unglücks sondern auch durch Über-
einstimmung des Charakters, der Bildung und Lebensanschauung
verknüpft aber ebendeswegen nicht befähigt ihn zu ergänzen,
wo er dessen bedurft hätte ). Unermüdlich in Geschäften,
1) Auf dem Keulenberg in der Lausitz, den man in Anguslusberg um-
tauste, wurde zum Andenken an den Tag ein Granitobelisk errichtet.
2) Vgl. Uber ihn v. Weber im Archiv für sächs. Gesch. I. 129 ff.
1816