Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Die Stände. 379 
werden dürften; als aber der weitere Ausschuß dem noch hin- 
wmfügte, es möge um das Mißverhältniß etwas zu vermindern 
und doch den Bürgerlichen den Zutritt zu verwehren die Ahnen- 
probe von mütterlicher Seite erlassen werden, so widersprachen 
nicht nur die Städte sondern auch, im Interesse der vielen 
heirathslustigen Fräulein von altem Adel, der enge Ausschuß 
und die allgemeine Ritterschaft. Letztere beantragte, daß mit 
Aufhebung der Ahnenprobe alle adelig Geborenen auf den 
bLandtagen erscheinen und nur, wenn an einer als Minimum 
zu bestimmenden Anzahl ritterschaftlicher Stellen noch einige 
fehlten, diese durch Nichtadelige ersetzt werden möchten. Gegen 
diesen Vorschlag erhoben sich jevoch die Städte mit großem 
Nachdruck; es heiße dies ein Privilegium aufheben um ein er- 
weitertes an dessen Stelle zu setzen, das die Scheidewand zwischen 
Adel und bürgerlichem Stande befestige, die Ausschließung des 
letzteren von einem gemeinschaftlichen Rechte beabsichtige und eine- 
Herabwürdigung dieses Standes enthalte; sicherlich werde auf 
solche Bedingungen kein bürgerlicher Vasall auf dem Landtage 
erscheinen. Sie trugen statt dessen darauf an, für den ritter- 
schaftlichen Körper eine Anzahl Stellen als Maximum festzu- 
setzen, die zunächst von den bislang zum Erscheinen Berechtigten 
besetzt werden möchten, die übrigen aber mit aus allen übrigen 
Besitzern landtagsfähiger Güter Gewählten zu besetzen so, daß 
dadurch die Gleichstellung aller Rittergutsbesitzer ohne Ansehen 
des Standes wiederhergestellt werde. Schroff standen sich Adel 
und Bürgerliche gegenüber. Da eine Einigung nicht zu erzielen 
war, so trugen die Stände in ihrem am Tage vor dem Schluß 
des Landtags, 23. October 1818, übergebenen Gutachten über 
die Verbesserung der Landtagsordnung nicht bloß solche Vor- 
schläge vor, über die sich sämtliche Curien vereinigt hatten, 
sondern auch diejenigen, über welche keine Vereinigung statt- 
gefunden, im allgemeinen sich dahin erklärend, „daß sie sich 
darauf beschränkt hätten, mit möglichster Erhaltung der der- 
maligen Verhältnisse nur solche Verbesserungen anzudeuten, 
welche sich durch die veränderten Zeitwerhältnisse als nöthig 
oder sonst rathsam darstellten, und so einen Versuch zu machen, 
1818
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.