Die Stände. 379
werden dürften; als aber der weitere Ausschuß dem noch hin-
wmfügte, es möge um das Mißverhältniß etwas zu vermindern
und doch den Bürgerlichen den Zutritt zu verwehren die Ahnen-
probe von mütterlicher Seite erlassen werden, so widersprachen
nicht nur die Städte sondern auch, im Interesse der vielen
heirathslustigen Fräulein von altem Adel, der enge Ausschuß
und die allgemeine Ritterschaft. Letztere beantragte, daß mit
Aufhebung der Ahnenprobe alle adelig Geborenen auf den
bLandtagen erscheinen und nur, wenn an einer als Minimum
zu bestimmenden Anzahl ritterschaftlicher Stellen noch einige
fehlten, diese durch Nichtadelige ersetzt werden möchten. Gegen
diesen Vorschlag erhoben sich jevoch die Städte mit großem
Nachdruck; es heiße dies ein Privilegium aufheben um ein er-
weitertes an dessen Stelle zu setzen, das die Scheidewand zwischen
Adel und bürgerlichem Stande befestige, die Ausschließung des
letzteren von einem gemeinschaftlichen Rechte beabsichtige und eine-
Herabwürdigung dieses Standes enthalte; sicherlich werde auf
solche Bedingungen kein bürgerlicher Vasall auf dem Landtage
erscheinen. Sie trugen statt dessen darauf an, für den ritter-
schaftlichen Körper eine Anzahl Stellen als Maximum festzu-
setzen, die zunächst von den bislang zum Erscheinen Berechtigten
besetzt werden möchten, die übrigen aber mit aus allen übrigen
Besitzern landtagsfähiger Güter Gewählten zu besetzen so, daß
dadurch die Gleichstellung aller Rittergutsbesitzer ohne Ansehen
des Standes wiederhergestellt werde. Schroff standen sich Adel
und Bürgerliche gegenüber. Da eine Einigung nicht zu erzielen
war, so trugen die Stände in ihrem am Tage vor dem Schluß
des Landtags, 23. October 1818, übergebenen Gutachten über
die Verbesserung der Landtagsordnung nicht bloß solche Vor-
schläge vor, über die sich sämtliche Curien vereinigt hatten,
sondern auch diejenigen, über welche keine Vereinigung statt-
gefunden, im allgemeinen sich dahin erklärend, „daß sie sich
darauf beschränkt hätten, mit möglichster Erhaltung der der-
maligen Verhältnisse nur solche Verbesserungen anzudeuten,
welche sich durch die veränderten Zeitwerhältnisse als nöthig
oder sonst rathsam darstellten, und so einen Versuch zu machen,
1818