400 Sachsen von 1815—1833.
angestrebt zu haben, in Dresden verhaftet und an Preußen
ausgeliefert, trotzdem daß etliche junge Franzosen seine Abfüh-
rung tumultuarisch zu hindern versuchten; ein dadurch veran-
laßter Notenwechsel mit Frankreich erledigte sich durch die
baldige Freilassung des Verhafteten. Ahnlich wurde nach dem
petersburger Militäraufstande auf Antrag Rußlands der in
Dresden lebende polnische General v. Kniaziewicz als angebliches
Haupt der polnischen Revolutionspartei verhaftet, jedoch nicht,
wie verlangt wurde, an Rußland ausgeliefert sondern bis zur
Constatierung seiner Unschuld auf den Königsstein in Gewahr-
sam gebracht. Näher berührte Sachsen der durch das Aus-
sterben der Linie Sachsen-Gotha-Altenburg, 11. Februar 1825,
entstandene Erbstreit, indem zunächst die Herzöge von Sachsen-
Hiloburghausen und von Koburg-Saalfeld um die Einmischung.
Anderer als der zunächst Betheiligten zu verhüten, die Ver-
mittlung des Königs Friedrich August anriefen, der sich dieser
auch unterzog, nachdem der dritte Betheiligte, der Herzog von
Sachsen-Meiningen, sich dem Antrage ebenfalls angeschlossen
hatte. Leicht würde sich diese Gelegenheit haben benutzen lassen
um nicht bloß den Grundsatz der Untheilbarkeit der Lande zur
Geltung zu bringen sondern auch eine allgemeine Erbfolgeord-
nung im sächsischen Gesamthause aufzurichten; in diesem Sinme
gab Prinz Friedrich den Wunsch zu erkennen, daß die Sache
als eine Familienangelegenheit persönlich in seine Hand gelegt
werden möge, allein Einsiedel, der mit dem Prinzen nicht zum
besten stand, übertrug das Mittleramt dem Generalmajor
v. Minkwitz und dem Hof= und Justirienrath Scharschmidt,
unter deren Vermittlung denn auch die Präliminarien zu
dem Theilungsvertrage vom 12. November 1826 zu Stande
kamen!).
Vereinigte sich sonach damals Alles, der niederschlagende
Rückblick auf die Vergangenheit und der unerquickliche Anblick
der Gegenwart, die Abwesenheit jedes begeisternden nationalen
Gesichtspunkts und der von Osterreich vermittelst des Bundestags
1) Archiv für die sächs. Gesch. I, 149ff.