Wissenschaftliche Vereine. Universitét. 409
großem Pompe aber auch mit der ganzen steifen Förmlichkeit
einer verschwundenen Zeit 1). Bis 1813 besaß fie ihre eigene
Civil= und Criminalgerichtsbarkeit, die Verwaltung des ungefähr
21 Millionen Thaler betragenden Corporationsvermägens stand
ausschließlich der Universität zu, dieses war aber in eine Menge
Specialfonds zertheilt, die unter mehr als zwölf, gleich dem
Rector und der ganzen Regierung jährlich oder halbjährlich
wechselnden Verwaltungen standen. Die Facultäten ergänzten
sich selbst, die Regierung hatte nur das Recht der Bestätigung.
So nahm die Universität nach außen eine sehr exclusive und
von der Regierung unabhängige Stellung ein, im Innern des
großen Gemeinwesens dagegen herrschte neben dem strengen
Regiment, das die Universitätshäupter gegen die übrigen Lehrer,
oft auch gegen wissenschaftliche Producte übten, eine Überladung
der Einzelnen mit äußerlichen Geschäften, welche die der Wissen-
schaft bestimmte Muse absorbierten, und eine unendlich schwer-
fällige und verwickelte Verwaltung, welche die Einkünfte zum
großen Theile ihrer eigentlichen Bestimmung entzog. Die ganze
zu allgemeinen Zwecken verwendbare Bruttoeinnahme betrug
nur 31000 Thaler. Um die spärlichen Honorare mußten die
Docenten mit ihren Hörern markten. Es fehlte an den un-
entbehrlichsten wissenschaftlichen Anstalten und Hilfsmitteln; da
der Hörsäle zu wenige waren, mußten viele Lehrer noch immer
ihre Vorlesungen im Hause, die besuchteren im Gasthofe halten;
die Bibliothek zählte nur 25000 Bände und 2000 Handschriften,
hatte keine Kataloge und war nur den 23 Professoren alter
Stiftung, aber auch diesen nur selten zugänglich. Erst nach
und nach wurde Einiges besser; 1805 wurde in der Pleißen-
burg ein chemisches Laboratorium eingerichtet, nachdem der
1803 gestorbene Buchhändler Leich ein Legat zur Errichtung
einer Entbindungsanstalt ausgesetzt und Appellationsrath Trier
1) Burdach, Rückblicke auf mein Leben (1848), S. 179. Reichard
in: Briefe an J. v. Müller, herausg. von Maurer-Constant (1839)
VI. 146 f. — Kreußler, Beschreibung der Feierlichkeiten am Jubelfeste
der Univ. Leipzig (1810).