Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

König Antons Regierungsanfang. 417 
in den Kreisstädten entgegennahm, wie tief man noch in der 
Vergangenheit stecke. In Leipzig wurde der officielle Jubel 
durch die Erkrankung der Königin und deren am 7. November 
daselbst erfolgenden Tod gestört, im folgenden Jahre dagegen 
die Geburt eines Thronerben, des Prinzen Albert, (23. April) 
im ganzen Lande mit herzlicher Freude begrüßt. 
Ganz buchstäblich ließ sich freilich die Absicht alles beim 
Alten zu lassen nicht durchführen. Wurden doch selbst zwei 
Männer in die Regierung berufen, die bald auf die weitere 
Gestaltung der sächsischen Verhältnisse höchst einflußreich werden 
sollten: der Hof= und Justitienrath Jul. Traug. v. Könneritz, 
obwohl erst 36 Jahr alt, doch bereits mit den verschiedensten 
Zweigen der Staatsverwaltung und als Mitglied der leipziger 
Ritterschaft auch mit den ständischen Angelegenheiten vertraut, 
trat in das Cabinet, um bei Behinderung Einsiedels diesen in 
den inneren Angelegenheiten zu vertreten, wurde aber schon im 
Frühjahr 1830 nach v. Wertherns Tode zum Kanzler und 
Mitgliede des Geheimen Raths ernannt, und 1829 wurde 
Bernhard v. Lindenau, der zuerst bei den Verhandlungen über 
den gothaischen Erbstreit als Gesamtdiener der ernestinischen 
Herzöge die Aufmerksamkeit der sächsischen Regierung auf sich 
gezogen hatte, darauf 1827 für den königlichen Dienst gewon- 
nen und zum Bundestagsgesandten ernannt worden war, zum 
Mitgliede des Geheimen Raths befördert und mit der Direction 
der Commerziendeputation sowie der königlichen Museen betraut. 
Im Ubrigen gieng man nicht über einzelne Verbesserungen 
binaus; statt entschlossen die als unausweichlich erkannte Um- 
gestaltung der Gesetzgebung in Angriff zu nehmen, quälte man 
sich mit kümmerlichem Flickwerk ab; auch die ursprünglich in 
Aussicht genommene frühere Wiedereinberufung des Landtags 
unterblieb, weil die Vorbereitung der. Gesetzentwürfe nicht weit 
genug gediehen war; es fehlte zwar nicht an einzelnen Gesetzen 
6 Hasen, 2 Centner Karpfen, 30 Forellen und 8 Schock Eiern. Außer- 
dem wurden dem Kurfürsten 500 goldene Medaillen à 6 Ducaten und 
der Kurfürstin 166 dergleichen überreicht. Wiesand, S. 227 ff. 
Flathe, Neere Geschlchte Sachsens. 27
	        
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