König Antons Regierungsanfang. 417
in den Kreisstädten entgegennahm, wie tief man noch in der
Vergangenheit stecke. In Leipzig wurde der officielle Jubel
durch die Erkrankung der Königin und deren am 7. November
daselbst erfolgenden Tod gestört, im folgenden Jahre dagegen
die Geburt eines Thronerben, des Prinzen Albert, (23. April)
im ganzen Lande mit herzlicher Freude begrüßt.
Ganz buchstäblich ließ sich freilich die Absicht alles beim
Alten zu lassen nicht durchführen. Wurden doch selbst zwei
Männer in die Regierung berufen, die bald auf die weitere
Gestaltung der sächsischen Verhältnisse höchst einflußreich werden
sollten: der Hof= und Justitienrath Jul. Traug. v. Könneritz,
obwohl erst 36 Jahr alt, doch bereits mit den verschiedensten
Zweigen der Staatsverwaltung und als Mitglied der leipziger
Ritterschaft auch mit den ständischen Angelegenheiten vertraut,
trat in das Cabinet, um bei Behinderung Einsiedels diesen in
den inneren Angelegenheiten zu vertreten, wurde aber schon im
Frühjahr 1830 nach v. Wertherns Tode zum Kanzler und
Mitgliede des Geheimen Raths ernannt, und 1829 wurde
Bernhard v. Lindenau, der zuerst bei den Verhandlungen über
den gothaischen Erbstreit als Gesamtdiener der ernestinischen
Herzöge die Aufmerksamkeit der sächsischen Regierung auf sich
gezogen hatte, darauf 1827 für den königlichen Dienst gewon-
nen und zum Bundestagsgesandten ernannt worden war, zum
Mitgliede des Geheimen Raths befördert und mit der Direction
der Commerziendeputation sowie der königlichen Museen betraut.
Im Ubrigen gieng man nicht über einzelne Verbesserungen
binaus; statt entschlossen die als unausweichlich erkannte Um-
gestaltung der Gesetzgebung in Angriff zu nehmen, quälte man
sich mit kümmerlichem Flickwerk ab; auch die ursprünglich in
Aussicht genommene frühere Wiedereinberufung des Landtags
unterblieb, weil die Vorbereitung der. Gesetzentwürfe nicht weit
genug gediehen war; es fehlte zwar nicht an einzelnen Gesetzen
6 Hasen, 2 Centner Karpfen, 30 Forellen und 8 Schock Eiern. Außer-
dem wurden dem Kurfürsten 500 goldene Medaillen à 6 Ducaten und
der Kurfürstin 166 dergleichen überreicht. Wiesand, S. 227 ff.
Flathe, Neere Geschlchte Sachsens. 27