424 Sachsen von 1815—1833.
von einer Confession zur anderen und das Verbot der Prose-
lytenmacherei betreffend, folgte 1). Theils diese verletzende Form
ihrer Entstehung theils aber auch manche darin enthaltene be-
denkliche Bestimmung, z. B. die Einräumung eines privilegierten
Gerichtsstandes nicht nur an die inländischen sondern auch an
die ausländischen katholischen Geistlichen, welche dem Eindringen
der Jesuiten Thür und Thor zu öffnen schien, machten diese
Mandate zu einem Gegenstande der Mißbilligung und Besorgniß,
umnd als nun die dadurch zur bürgerlichen Gleichberechtigung
gelangte katholische Kirche keine Zeit verlor, das, woran sie
bis jetzt gehindert gewesen war, nachzuholen, die Seelsorge für
ihre Angehörigen in Kirche und Schule zu verbessern und zu
erweitern, als Anfang 1828 das apostolische Vicariat die Or-
ganisation der katholischen Pfarrsprengel bekannt machte, so
gab dies für die Protestanten, die in den Katholiken immer
noch nur Geduldete zu sehen gewohnt waren und darum auch
hierin nichts als Übergriffe und Gefährdung erblickten, neues
Argerniß. Die Beschwerde des katholischen Consistoriums über
eine Schrift Krugs?), die von dem Kirchenrath noch vor dem
wirklichen Erscheinen verfügte Unterdrückung des von Adam
Müller in Leipzig im Sinne des liberalen Katholicismus beab-
sichtigten Kanonischen Wächters, dann die Zurücknahme des
Verbets nur unter der allerdings in dem Mandate von 1827
begründeten Bedingung, sich der katholischen Censur zu unter-
werfen, wurden als Beweise dafür aufgefaßt, daß nicht überall
beiden Parteien mit gleichem Maße gemessen werde, und in der
That schien ein Vergleich mit der Abhängigkeit der protestan-
tischen Kirche von der Staatsgewalt, mit ver zum Theil dürf-
tigen materiellen Lage ihrer Diener, die Klage zu begründen,
daß durch die neuen Anordnungen eine Parität nicht geschaffen
1) Abgedruckt in: Actenstücke und Verordnungen Über das Verhãltniß
der katholischen Glaubensgenossen im Königreich Sachsen seit dem posener
Frieden (1831).
2) „Was sollten jetzt die preteßtantischen Katholiken in Deutschland
thun?“