Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

88 König Friedrich August L. 1806—18138. 
und Lauristons Angriff zusammenbrechen sah, trat den Rück- 
zug an. Der Verlust der Sachsen, der 15 Offiziere und 576 
Mann an Todten, 11 Offiziere und 3533 Mann an Ver- 
wundeten und Vermißten, also ein volles Drittheil des in die 
Schlacht gegangenen Corps betrug, sprach deutlich für den 
Antheil, welchen sie an dem Siege bei Wagram genommen. 
Aber der eigenthümliche Unstern, der die Sachsen unter 
Napoleons Fahnen hartnäckig verfolgt hat, wollte, daß sie, und 
zwar diesmal durch ihres eigenen Anführers Schuld, statt der 
verdienten Anerkennung Vorwürfe und Verunglimpfung ernte- 
ten. Seit langem mit dem Kaiser gespannt, grollend über die 
untergeordnete Rolle, die ihm in diesem Feldzuge zu Theil 
geworden war, mißtrauisch und anmaßend, hatte Bernadotte's 
üble Laune durch das Mißlingen des Angriffs auf Wagram 
am Abend des öten, das er dem Auobleiben rechtzeitiger Unter- 
stützung schuld gab, den Gipfel erreicht. Er, der früher selbst 
über die mangelhafte Kriegstüchtigkeit der Sachsen Klage ge- 
führt hatte, überschüttete sie nun im Bivouac bei Enzersdorf 
mit überschwänglichem Lobe 1). „Ich habe euch zur Ehre führen 
wollen“, setzte er hinzu und trug geflissentlich Sorge, daß seine 
Worte dem Kaiser hinterbracht würden, „ich habe euch dem 
Tode entgegengeführt; ihr habt geleistet, was ich nur erwarten 
konnte, man wird es trotzdem nicht anerkennen, weil ihr es 
unter meinem Befehle thatet.“ Hiermit noch nicht zufrieden 
erließb er am 7. Juli an die Sachsen einen überaus tactlosen 
Armeebefehl, in welchem er nicht nur ihre Leistungen weit über 
die Grenzen der rerdienten Anerkennung übertrieb, sondern 
sich sogar anmaßte, ihnen des Kaisers besondere Zufriedenheit 
auszudrücken. Die Folge war seine unmittelbare Enthebung 
vom Commando und ein nur den Marschällen mitgetheilter 
Tagesbefehl des Kaisers, der über das Verfahren des Fürsten 
von Pontecorvo den schärfsten Tadel verhängte; weniger noch 
als eine derartige Unbotmäßigkeit mochte es Napoleon dulden, 
1) Starkloff, Leben des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar 
1 (1865), S. 85.
	        
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