Mitteldeutscher Handelsverein. 457
von anderer Seite auf das Eifrigste umworben. Schon stand
der Kurfürst im Begriff mit Baiern abzuschließen, als der
sächsische Bundestagsgesandte v. Lindenau nach Kassel eilte und
ihn dahin brachte, sich vorerst weder für Preußen noch für
Baiern zu erklären. Gleich günstigen Erfolg hatte Lindenan
in Braunschweig, auch Nassau, Hannover, Bremen und Frank-
furt schlossen sich dem Einverständnisse Sachsens und der thü-
ringischen Staaten an. Am 21. Mai 1828 verfpflichteten sich
diese durch eine Präliminarconvention zu Frankfurt, während
der nächsten drei Jahre einseitig weder einem Zollverbande bei-
zutreten, noch die in ihren Ländern bestehenden Transitabgaben
zu erhöhen, zu weiteren Berathungen aber eine neue Zusammen-
kunft in Kassel zu beschicken.
Am 18. August wurden diese unter Vorsitz des königlich
sächsischen Ministers v. Carlowitz eröffnet; dessen Bemühungen
stießen aber von vornherein, wie er selbst klagte, auf so viel
„Unentschlossenheit, Furcht, Wankelmuth und Habsucht, sogar
auf Gleichgiltigkeit gegen ein politisches Interesse, wo ein augen-
blicklicher Geldgewinn vorschwebte, auf so entschiedene Vorliebe
für das preußische oder bairische Zollsystem und so kräftige
Einwirkung von außen“ 1), daß der am 24. September 1828
unterzeichnete Vertrag, durch welchen der Mitteldeutsche Handels-
verein zunächst bis zum 31. December 1834 geschlossen wurde,
außer den Bestimmungen der frankfurter Präliminarien, einer
Verpflichtung zum Bau mehrerer Straßen und einigen Er-
leichterungen des Verkehrs mit Lebensmitteln kaum irgend eine
Festsetzung von allgemeiner Bedeutung enthielt, vielmehr den
einzelnen Mitgliedern ausdrücklich ihre bisherige Zollorgani-
sation, zu deren Abänderung keines sich gutwillig verstand,
beließ und überhaupt sich bloß negativ gestaltete; von Zeit zu
Zeit sollten Berathungen über Fortbildung des Vereins ge-
halten werden, die königlich sächsische Regierung alle darauf
bezüglichen Anträge in Empfang nehmen und den Übrigen mit-
theilen, auch das Original der Vertragsurkunde im dresdener
1) Archiv für die sächs. Gesch. I, 163.