Mitteldeutscher Handelsverein. 459
da eine wirkliche Zolleinigung ganz unerreichbar blieb, Verein-
barungen über andere Gegenstände, über gleiche Münze, Maß
und Gewicht und Heimatsrecht, über Sicherung des Buch= und
Kunsthandels berbeizuziehen; sie mußten froh sein, in der
11. October unterzeichneten ÜUbereinkunft eine Verlängerung des
Vertrags bis Ende 1841 durchzusetzen; aber die Verpflichtung
bis dahin keinem anderen Vereine beizutreten erfolgte nur
unter dem ausdrücklichen Vorbehalte, daß mit Preußen und
dem süddeutschen Vereine Verhandlungen über gegenseitige Ver-
kehrserleichterungen angeknüpft werden sollten. Nebenbei gaben
diese Verhandlungen der sächsischen Regierung Anlaß sich der
Schlichtung der zwischen Hannover und Braunschweig aus-
gebrochenen Wirren anzunehmen und dieselbe würde dem
Minister v. Carlowitz wohl früher gelungen sein, wenn nicht
der Herzog Karl durch geheime auswärtige Einflüsse in seinem
Trotz bestärkt worden wäre; erst nachdem März 1830 die
Bundesexecution gegen ihn verfügt und Sachsen mit deren
Vollzug beauftragt worden war, fügte sich derselbe.
In Gemähheit des zu Kassel erhaltenen Auftrags unterließ
die sächsische Regierung nicht durch v. Lindenau in vertraulicher
Weise wegen einer Verständigung zwischen Preußen und dem
Mitteldeutschen Vereine anzufragen. Allein jenes blieb dabei,
daß es sich mit dem Verein in seiner Gesamtheit in keine Ver-
handlung einlassen werde; desto zuvorkommender zeigte es
sich aber mit Sachsen allein wegen Ausgleichung der beider-
seitigen Handelsinteressen in Berathung zu treten, nur wies
Minister v. Schönberg 21. Januar 1830 darauf hin, daß die
Anwendung der liberalen Grundsätze des preußischen Systems
auf Sachsen freilich auch von dessen Seite Einrichtungen voraus-
setze, bei denen die wahre Gegenseitigkeit bestehen könne; wenn
aber Preußens Nachbarn bei ihrem alten indirecten Abgaben-
system stehen blieben, indes Preußen nothgedrungen andere
Bahnen gehe, so hätten sie sich dann die etwaigen Nachtheile
selbst zuzuschreiben. Lange schwankte die sächsische Regierung
hin und her ohne zu einem bestimmten Entschlusse gelangen zu
können. Nicht bloß die herrschende Abneigung gegen Preußen,