Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

468 Sachsen von 1833—1848. 
Ausdruck gebracht. Wie es keine eigentliche ministerielle Partei 
gab, so dachte ebensowenig jemand an systematische Opposition, 
ja nur Mißtrauen gegen die hohe Staatsregierung zu hegen, 
galt als ein Vorwurf, den auch der liberalste Abgeordnete 
mit Entrüstung von sich wies. Eine gewisse Führerschaft ein- 
zelner geistig bedeutenderer Mitglieder machte sich nichtsresto- 
weniger von selbst geltend; in der ersten Kammer ragte vor 
allen Prinz Johann hervor, der, wiederholt als Referent über 
die wichtigsten Gesetzentwürfe thätig und, wie Präsident 
v. Gersdorff ohne Schmeichelei sich ausdrückte, „freiwillig sich 
stellend in die Reihe der Kämpfer für Wahrheit und Recht, 
die schwersten Arbeiten gern übernehmend und mit Leichtigkeit 
lösend, ein Muster für die ganze Kammer, ja für die Söhne 
der Könige war“; neben ihm A. v. Carlowitz, jetzt als Ver- 
theidiger der bestehenden Gerechtsame seines Standes wie 
auch derer der Stände gegenüber der Regierung, während die 
acht Bürgermeister ein heilsames Gegengewicht gegen die Allein- 
herrschaft der aristokratischen Ansichten bildeten, ferner Ober- 
hofprediger Ammon, der seine Kammerreden gleich Predigten 
schulgerecht disponierte, und der würdige, in kirchlichen und 
politischen Fragen ebenso freisinnige wie besonnene Superin- 
tendent Großmann. Unter den ritterschaftlichen Mitgliedern 
der zweiten Kammer behaupteten v. Mayer und v. Thielau, 
die im Ganzen eine vermittelnde Stellung einnahmen und zu- 
weilen selbst eine freisinnige Opposition gegen die Regierung 
nicht scheuten, den ersten Platz; Hauptvertreter des gemäßigten 
bürgerlichen Liberalirmus war der Abgeordnete von Dresden 
Eisenstuck. Entschiedene Liberale gab es nur drei: den Pastor 
Axt aus Oberwiesenthal, den Stadtrichter Haußner aus Pirna 
und den Redacteur der Biene Richter, der sein geistliches Amt 
aufgegeben hatte um sich ausschließlich der Journalistik zu 
widmen. 
Im Ganzen war die Regierung von einem frischen Geiste 
beseelt und ergriff bereitwillig die Initiative zu den wichtigsten 
Reformen, so daß die Stände nur dem von ihr gegebenen 
Impulse zu folgen brauchten. Wo sich ein Widerstand gegen die
	        
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