Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Krieg gegen Österreich 1809. 41 
unter dem Vorgeben, daß er die Vorhut des preußischen Heeres 
führe, die übergabe der Festung. Da sich jedoch bei der mit 
ihm eröffneten Unterhandlung der Ungrund dieser Behauptung 
sehr bald herausstellte, so wurde ihm sowohl die Übergabe als 
die geforderte Geldsumme abgeschlagen und nur der Übergang 
über die Elbe gestattet, während dessen die Besatzung mit 
brennender Lunte bei den Geschützen stand. Hinter den Ab- 
ziehenden wurde ein Theil der Brücke abgeveckt, auch als Schill 
schon in der folgenden Nacht seinen Rückweg darüber nehmen 
wollte, ihm dieser verweigert; sein Versuch, Sachsen in die 
beabsichtigte Erhebung Nordveutschlands hineinzuziehen, war 
gänzlich gescheitert. Die Menge österreichischer und preußischer 
Deserteure, die man im Verdacht hatte, zu ihm zu wollen, 
ließ man, soweit sie nicht Angehörige der Rheinbundstaaten 
waren, nach Magdeburg schaffen, wo sich ein Werbeoffizier für 
das berüchtigte Isenburger Regiment befand. 
Kaum aber hatte sich dieses Unwetter verzogen, als von 
Böhmen her, wo der Herzog von Braunschweig-Oels Zurüstungen 
zu einem Einfall in Norddeutschland machte, ein neues drohte 1). 
Was sich zusammenraffen ließ, ungefähr 1400 Mann, meist 
Invaliden oder Rekruten, mit 214 Pferden und 14 Kanonen, 
wurde unter dem Obersten Thielmann schleunigst gegen Dresden 
entsendet, alle Vorräthe, soweit thunlich, Elbabwärts, alle 
Cassen auf den Königstein in Sicherheit gebracht, gegen das 
Gebirge Benachrichtigungsposten aufgestellt. Sobald General 
Dyherrn aus Polen kommend bei Wilsdruff augelangt war, 
übernahm dieser das Commando über das vereinigte Corps; 
da er jedoch angewiesen war, nicht anders aks gemeinschaftlich 
mit dem von allen getroffenen Anstalten aufs genaueste unter- 
richteten Thielmann zu handeln, so war es letzterem bei seinem 
geistigen ÜUbergewicht nicht schwer, sich den unbedingtesten Einfluß 
zu verschaffen, und als Dyherrn nachher mit der Organisation 
der aus Österreich zurückkehrenden Cadres beauftragt wurde, 
erreichte Thielmann das Ziel seines Ehrgeizes, das alleinige 
Commando des sächsischen Corps. 
1) v. Holtzendorff a. a. O., S. 18fl.
	        
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