Gedeihlicher Zustand im Inneren. 483
Mit berechtigter Genugthuung durften Regierung und Stände
auf den durchmessenen Weg zurückschauen. Von der Überzeugung
belebt, daß die Verfassung von 1831 nicht das unüberschreit-
bare Maximum von Zugeständnissen sondern der Ausgangs-
punkt einer allmählich und bedächtig zu vollziehenden Weiter-
entwickelung sei, hatten beide einträchtig ein tüchtiges Stück
Arbeit erledigt und die rückhaltslose Offenheit, mit der die
Regierung den Weg der Reformen betreten, sicherte ihr das
Vertrauen des Volkes im vollsten Maße. Mit Neid sah man
in anderen Staaten auf Sachsen, wo kein Verfassungskampf
die Harmlosigkeit des Verhältnisses zwischen Regierenden und
Regierten trübte, wo unter einer humanen und rechtlichen
Verwaltung der Wodlstand des seiner drü#endsten Lasten ent-
hürdeten Volkes aufzublühen begann und dieses, in seiner
großen Mehrheit des materiellen Gedeihens froh, um die Tages-
fragen der Politik sich herzlich wenig zu kümmern schien. Dieses
Sichbegnügen mit den praktischen Resultaten ließ hier auch das
Joch des Bundestags weniger drückend empfinden als ander-
wärts, und die Regierung fühlte sich weder zu einer Opposition
gegen denselben berufen noch beeiferte sie sich sehr ihm zu will-
fahren. Auf den wiener Conferenzen von 1834 spielte der
Vertreter Sachsens, v. Minkwitz, eine durchaus untergeordnete
Rolle: von den Anträgen auf Gleichheit von Maß, Gewicht
und Münze und auf Abschaffung der Lotterien wurde es mit
ersterem an den Bundestag verwiesen; letzteren in Berathung
zu ziehen wurde geradezu abgelehnt 1). Im Innern gab es
vollauf zu thun um die auf dem Landtage zur Verabschiedung
gelangten Gesetze in die Praxis einzuführen; sodann bedurfte
das Verhältniß zu den Schänburgen eine den neuen Staats-
einrichtungen sich anfügende Umgestaltung, welche, obgleich die
1815 für die Recesse ausgesprochene Garantie der Großmächte
2231 Nummern auf; die erste Kammer hatte 347, bie zwelte 351 Sitzungen
gehalten.
1) v. Weech, Correspondenien und Actenstücke zur Geschichte der
Ministerialconferenzen von Karlsbad und Wien (1865), S. 216 fl.