Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Gedeihlicher Zustand im Inneren. 483 
Mit berechtigter Genugthuung durften Regierung und Stände 
auf den durchmessenen Weg zurückschauen. Von der Überzeugung 
belebt, daß die Verfassung von 1831 nicht das unüberschreit- 
bare Maximum von Zugeständnissen sondern der Ausgangs- 
punkt einer allmählich und bedächtig zu vollziehenden Weiter- 
entwickelung sei, hatten beide einträchtig ein tüchtiges Stück 
Arbeit erledigt und die rückhaltslose Offenheit, mit der die 
Regierung den Weg der Reformen betreten, sicherte ihr das 
Vertrauen des Volkes im vollsten Maße. Mit Neid sah man 
in anderen Staaten auf Sachsen, wo kein Verfassungskampf 
die Harmlosigkeit des Verhältnisses zwischen Regierenden und 
Regierten trübte, wo unter einer humanen und rechtlichen 
Verwaltung der Wodlstand des seiner drü#endsten Lasten ent- 
hürdeten Volkes aufzublühen begann und dieses, in seiner 
großen Mehrheit des materiellen Gedeihens froh, um die Tages- 
fragen der Politik sich herzlich wenig zu kümmern schien. Dieses 
Sichbegnügen mit den praktischen Resultaten ließ hier auch das 
Joch des Bundestags weniger drückend empfinden als ander- 
wärts, und die Regierung fühlte sich weder zu einer Opposition 
gegen denselben berufen noch beeiferte sie sich sehr ihm zu will- 
fahren. Auf den wiener Conferenzen von 1834 spielte der 
Vertreter Sachsens, v. Minkwitz, eine durchaus untergeordnete 
Rolle: von den Anträgen auf Gleichheit von Maß, Gewicht 
und Münze und auf Abschaffung der Lotterien wurde es mit 
ersterem an den Bundestag verwiesen; letzteren in Berathung 
zu ziehen wurde geradezu abgelehnt 1). Im Innern gab es 
vollauf zu thun um die auf dem Landtage zur Verabschiedung 
gelangten Gesetze in die Praxis einzuführen; sodann bedurfte 
das Verhältniß zu den Schänburgen eine den neuen Staats- 
einrichtungen sich anfügende Umgestaltung, welche, obgleich die 
1815 für die Recesse ausgesprochene Garantie der Großmächte 
2231 Nummern auf; die erste Kammer hatte 347, bie zwelte 351 Sitzungen 
gehalten. 
1) v. Weech, Correspondenien und Actenstücke zur Geschichte der 
Ministerialconferenzen von Karlsbad und Wien (1865), S. 216 fl.
	        
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