Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Bannrechte. Actienvereine. Gewcrbebetrieb. 493 
Dorfhandels und des Gewerbebetriebs auf dem Lande, wie sie 
das Mandat von 1767 festsetzte, gaben jedoch zu so vielen 
Klagen Anlaß, daß die Regierung einem ständischen Antrage 
von 1836 nachkommend auf dem Landtage von 1840 ein 
Gesetz einbrachte, welches jedoch bei der großen, durch das Ge- 
schrei der städtischen Innungen gegen Gleichstellung des Landes 
mit den Städten erweckten Angstlichkeit vor einer Schmälerung 
der Erwerbsquellen der Städte von einer völligen Freigebung 
des Handels und der Gewerbe auf dem Lande weit entfernt 
blieb und nur dem Landmanne die Befriedigung seiner Be- 
dürfnisse etwas erleichtern sollte 1). Mit ganzer Schärfe trat 
bei dieser Frage der Antagonismus zwischen den städtischen und 
den ländlichen Interessen in den Kammern hervor und lange 
quälte man sich mit der unfruchtbaren Mühe ab Bestimmungen 
aufzufinden, durch welche man beiden gerecht werden könnte. 
Das Gesetz (vom 9. HOctober 1840) gab die unzünftigen Ge- 
werbe auch auf dem Lande frei, in Gegenden, wo Strumpf- 
wirkerei und Weberei betrieben wurde, auch diese, ebenso die 
Maurer= und Zimmermeister, Schwarzbäcker und Schuhflicker, 
andere wurden unter mancherlei Beschränkungen gestattet und 
in der Regel sollte in einer Gemeinde von jeder Art nur ein 
Meister und gegen Concession ein Krämer zugelassen werden. 
Endlich schlug nun auch für die Juden, deren Lage in 
Sachsen schlimmer war als in den meisten anderen Staaten, 
die Stunde wenigstens theilweiser Erlösung aus tiefer Ent- 
würdigung. Noch beruhten ihre Verhältnisse auf den alten 
Judenordnungen von 1682 und 1772, nach denen es zu ihrer 
1) „So viel ist gewiß, sagt der Deputatiousbericht der ersten Kam- 
mer, „daß eine unmittelbare Auflösung der Zünfte ohne dringende 
Mahnung äußerer Verhältnisse mit dem ruhigen und gleichförmigen Gange 
einer wohlorganisierten Staatsverwaltung nicht vereinigt werden kann 
und daß in den städtischen Gewerben und der Erhaltung eines Mittel- 
standes zwischen dem großen Grundbesitzer, Fabrikherrn und den zahl- 
reichen Proletariern ein viel zu wichtiger Theil der Staatskräfte liegt, als 
daß es für die Regierung rathsam sei sich dieses Theils ihrer Macht ohne 
weiteres zu entäußern.“
	        
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