Eisenbahnen. 6501
Bahn; aber die Regierung, deren Ansichten über das Eisen-
bahnwesen damals noch nicht feststanden, zögerte mit Ertheilung
der Concession und darüber schwand der günstige Moment.
Theilweise getäuschte Erwartungen, die großen Kostenüberschrei-
tungen bei der Leipzig-Dresdner Bahn, auch Befürchtungen
wegen Erhaltung des Friedens ließen die anfänglich große Gunst
des Publikums für Eisenbahnunternehmungen in entschiedene
Abneigung dagegen umschlagen, so daß an das Zustandekommen
einer Eisenbahn in Sachsen ohne wirksame Unterstützung des
Staats lange Zeit nicht mehr zu denken war, die Regierung
aber war nicht geneigt aus Staatscassen dafür Bewilligungen
zu machen. Erst als im Jahre 1840 eine directe Bahn
zwischen Preußen und Baiern von Halle aus durch die säch-
sischen Herzogthümer lebhaft angeregt wurde, veranlaßte die
Gefahr, daß Sachsen bei der Verbindung des näördlichen mit
dem südlichen Deutschtand ganz umgangen werden könnte, die
Stände an Maßregeln zu deren Abwendung zu denken; sie er-
mächtigten die Negierung mit Priratgesellschaften unter Gewäh-
rung bestimmter Vortheile wegen des Baues einer sächsisch-
bairischen Bahn abzuschließen, falls dies aber, auf Schwierigkeiten
stoßen sollte, den Bau einzelner Strecken auch ganz auf Staats-
kosten zu übernehmen. Daraufhin betrieb die Regierung die
bereits mit Baiern eingeleiteten Unterhandlungen mit doppeltem
Nachdruck; bei der Wichtigkeit und Eile der Angelegenheit wurde
ein besonderer Unterhändler nach Mürnchen geschickt und am
14. Januar 1841 daselbst eine Übereinkunft wegen Herstellung
einer binnen sechs Jahren zu vollendenden directen Eisenbahn
zwischen Leipzig und Nürnberg unterzeichnet. Die Regierung
überließ die Bahn einer Ackiengesellschaft, in das Bauproject
wurde eine Zweigbahn Werdau-Zwickau zu Erreichung der
dortigen Kohlenwerke aufgenommen, das Baucapital auf 6
Millionen Thaler veranschlagt. Allein die Hast, mit der diese
Sache abgeschlossen werden mußte, hatte leider die Voranschläge
und Pläne nur gang oberflächlich aufzustellen gestattet. Je mehr
sich der Bau aus der Ebene dem Gebirge näherte, desto mehr
überstiegen auch die Kosten den Voranschlag, zumal man von