Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Felbzug in Sachsen 1809. 43n 
begreiflicherweise zu erlassen zögerte, da die Umstände der säch- 
sischen Regierung die vorsichtigste Zurückhaltung auferlegten. 
Am deutlichsten war ihr bei der Schwäche ihrer Streitmittel 
ein ausschließlich vertheidigungsweises Verfahren vorgeschrieben, 
und da auch die österreichischen Truppen strengen Befehl hatten, 
das sächsische Gebiet nicht zu betreten, so würde das Land 
wahrscheinlich vom Kriege so gut wie unberührt geblieben sein, 
wenm nicht der eitle und ehrgeizige Thielmann beim Ministerium 
auf eine „vorsichtige Offensive“ gedrungen und am 25. Mai 
eine ganz nutzlose Recognoscierung über Peterswalde unter- 
nommen hätte, die ihm nichts als in der Armee den Spott- 
namen des Grafen von Nollendorf eintrug. Auf die Nachricht, 
daß der Herzog noch immer in Zittau stehe, wendete er sich 
in gerader Richtung durch Böhmen dorthin. „Das Haus 
Habsburg hat aufgehört zu regieren“, verkündete er unterwegs 
der Ortsbehörde von Nixdorf. Es glückte ihm zwar, am 
30. Mai Zittau zu überfallen und die Braunschweiger zu ver- 
jagen, allein im Jubel über den leicht errungenen Sieg vergaß 
man die Vorsicht so weit, daß die Stadt schon am folgenden 
Morgen vor dem in verstärkter Zahl zurückkehrenden Feinde 
geräumt werden mußte. Der Herzog legte ihr, ehe er slch 
nach Gabel zurückzog, eine Contribution von 6000 Thalern auf 
mit der Erklärung, sie nicht wieder besetzen zu wollen, wenn 
man sächsischerseits Ruhe halte, drohte aber im entgegengesetzten 
Falle mit dem Schlimmsten. Statt dies zu beachten, ergriff 
Thielmann sofort Repressalien gegen das böhmische Städtchen 
Rumburg und ließ eine Proclamation gegen den Herzog drucken½), 
von deren förmlicher Publication ihn nur die dringenden Vor- 
stellungen des zittauer Magistrats und einiger besonnener Offi- 
ziere abbrachten, da deren Sprache so ungebührlich war, daß 
ein königlicher Befehl ihre sofortige Unterdrückung anordnete. 
Durch diese unklugen und muthwilligen Neckereien brachte 
es Thielmann dahin, daß die Österreicher sich nun doch zur 
Überschreitung der Grenze entschlossen. Während General 
1) v. Holtzendorff a. a. O., S. 187.
	        
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