Leipzig an der Spitze der Bewegung. 565
zuten Geiste der Communalgarde, dem ernsten Willen aller
guten Bürger gelingen wird, Denjenigen gegenüber, die auf
ungesetzlichem Wege Ungesetzliches wollen, Gesetz und Ordnung
zu bewahren, und mache ich dafür, daß es geschehe, die Stadt
Leipzig verantwortlich.“ Dieses halbe Zugeständniß, unstreitig
in beschwichtigendem Sinne gemeint, vermehrte nur die Auf-
regung. Unrerzüglich beschlossen die leipziger Stadtbehörden,
5. März, die Tags vorher erlassene Erklärung nunmehr in
Form einer Adresse an den König zu bringen und offen die
Ersetzung der Minister durch Männer des öffentlichen Vertrauens
zu fordern. Auch der akademische Senat beschwor das Mini-
sterium in einer kräftigen von Professor v. d. Pfordten ver-
faßten Adresse den vergeblichen Kampf gegen Gang und Geist
der Geschichte nicht zu wagen sondern die unabweisbaren Re-
formen zu gewähren, selbst die leipziger Censoren drangen auf
Enthebung von einem Amte, das factisch nicht mehr respectiert
wurde. Fast alle größeren Städte schlossen sich Leipzigs Bei-
spiel an, nur Dresden nicht; dort verwarfen die Stadtrerord-
neten sämtliche von Köchly eingebrachten Anträge mit Ausnahme
desjenigen auf schleunige Einberufung der Kammern, der Stadt-
rath aber versprach um vernehmlicheren Kundgebungen der
Volkswünsche vorzubeugen genaue Prüfung aller neuerdings
gegen das städtische Rechnungswesen erhobenen Zweifel. Gerade=
diese passive Haltung der Residenz war ganz geeignet das
Ministerium und dessen Anhang in ihrer Hartnäckigkeit, den
König aber in der Täuschung zu bestärken, als sei das Ganze
nichts als das Werk etlicher unruhiger Köpfe und eine Nach-
wirkung des noch vom 12. August 1845 her verletzten leipziger
Localpatriotismus.
Aber zum vollen Widerstande fehlte doch das rechte Selbst-
rertrauen. Minister r. Falkenstein nahm „um nicht den
Vorwand zu ferneren Demonstrationen oder Unordnungen ab-
zugeben“, seine Entlassung, am 6ten erschien eine Ansprache
des Königs „An meine Sachsen“, welche die Berufung der
Stände spätestens bis Anfang Mai und die Vorlage eines
Preßgesetzes an dieselben ankündigte und das Volk ermahnte