b6ð Das Jahr 1848.
Auftrag übernommen hatte, öffnete dem Könige durch seinen
Bericht die Augen über den wahren Charakter der leipziger
Bewegung; am 13. März erfolgte der Rücktritt des Mini-
steriums Könneritz zugleich mit der Zurückziehung der in Leipzigs
Nähe versammelten Truppen 1). Die Unterhandlungen wegen
Bildung eines neuen Ministeriums giengen durch v. Zeschau's
Hand. Auf manche Lippe trat der Name des gefeierten v. Lin-
denau, der zurückgezogen auf seinem Gute Polhof lebte; allein
dieser lehnte das Ansinnen sich von freien Stücken dem Ohre
des Königs zu nähern bestimmt ab; wohl aber hatte er schon
unter der Hand in Dresden den Rath ertheilt, schleunigst den
auch von der öffentlichen Meinung als den Mann der Situation
bezeichneten und bei allen Parteien hochgeachteten Präsidenten
der zweiten Kammer Braun in den Rath der Krone zu be-
rufen. Dieser trat auch an die Spitze des neuen am 16ten
gebildeten Ministeriums; sein Freund R. Georgi, auf dem
letzten Landtage als tüchtiger Finanzmann bewährt, übernahm
die Finanzen, Oberst Graf v. Holtzendorff den Krieg 2), Pro-
fessor v. d. Pfordten das Außere und Innere, vertauschte aber
letzteres mit dem Departement des Cultus, als Martin Ober-
länder, dessen Ernennung eine schwer durchgesetzte Concession
an die Zeitströmung war, am 20often durch seinen Eintritt das
Ministerium vervollständigte. Der eigentlich vom Hofe zu
Könneritz' Nachfolger bestimmte Gesandte in London r. Beust
traf erst am 26sten insgeheim in Dresden ein; ohne sich
öffentlich gezeigt zu haben kehrte er auf seinen Posten zurück.
Der außerordentliche Landtag wurde abgesagt.
Eine laute und allgemeine Freude über den errungenen
Sieg gieng durch das ganze Land. Mehr als einer, selbst
königliche Behörden hatten sich über Nacht zu liberalen Grund-
1) v. Wietersheim, der sich seitdem von jeder Politik ganz fern hielt,
widmete seine Muse größtentheils geschichtlichen Arbeiten (Geschichte der
Völkerwanderung, 4 Bände, 1859—1864); er starb 16. April 1865.
2) An seine Stelle trat bald wieder v. Oppell ein und als dieser
wegen Erkrankung ausschied, Generalmajor v. Buttlar.