Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Entwllrfe zur Bundesresorm. Ausschreitungen. 571 
ergangene Einladung, Männer des öffentlichen Vertrauens, einen 
für jede der 17 Stimmen des engern Raths, nach Frankfurt 
zu schicken um ihm bei der Revision der Bundesverfassung zur 
Hand zu gehen, wurde der langjährige Führer der Kammer- 
opposition K. Todt mit dieser Mission betraut und am 
27. April selbst zum Bundestagsgesandten ernannt. An dem- 
selben Tage legten die Vertrauensmänner der Bundesversamm- 
lung ihr Elaborat vor, das jedoch von dem Entwurfe der säch- 
sischen Regierung so weit abwich, daß dieselbe es in dieser 
Gestalt für unannehmbar erklärte, da es sowohl eine Garantie 
der Einzelverfassungen als auch eine bestimmte Abgrenzung der 
Reichsgewalt gegen die Territorialgewalten vermissen lasse. Es 
kam aber überhaupt keiner von diesen Entwürfen zu praktischer 
Geltung; das Volk schob Regierungen und Bundestag auf die 
Seite. Am 31. März schon war das Vorparlament zu Frank- 
furt eröffnet worden, aus Sachsen durch 26 Mitglieder be- 
schickt 1), von denen eine ziemliche Anzahl sich unverzüglich den 
badischen Republikanern anschloß und mit ihnen stimmte. 
Dieses Symptom von dem Umsichgreifen einer gegen die 
ganze staatliche Ordnung gerichteten Agitation blieb nicht ver- 
einzelt. Wie der aus künstlicher Betäubung Erwachende leicht 
in Raserei verfällt, so bezeichnete nicht nur die radicale Presse 
den pläötzlichen übergang von größter Beschränkung zu fast 
schrankenloser Freiheit durch grobe Ausschreitungen sondern es 
machte sich auch ein immer stärker hervortretender Hang zu 
Gewaltthätigkeiten bemerklich. Das Jagdrecht schien factisch 
abgeschafft, in den erzgebirgischen Orten Elterlein und Mitt- 
weida zerstörten die Nagelschmiede, durch Aufwiegler angestachelt, 
die Nagelfabriken, noch viel ärgere Excesse fielen in den schön- 
beschränkt werden, dessen Organe ein Oberhaupt mit verantwortlichem 
Ministerium, ein aus einem Hause der Fürsten und einem Volkshause 
bestehendes Parlament und ein Reichsgericht sein würden. 
1) Unter ihnen Blum, Albrecht, Biedermann, Wuttke, H. Brockhaus, 
Fürft, G. Kühne, Joseph aus Leipzig, Blöde, Minkwitz, Wigard ans 
Dresden, Böhler und v. Dieskau aus Plauen, ferner B. Eisenstuck, 
Evans, Hensel, Rewitzer, Schaffrath, v. Watdorf.
	        
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