Der demokratische Landtag von 1849. 599 
Ministerium, das Bewußtsein seiner nahen Auflösung im 
Herzen, verlor noch vor Ausbruch des vollen Sturmes den 
Muth; am 26. Januar reichte es seine Entlassung ein. So 
natürlich dieser Entschluß war, so erschrack doch die Gegen- 
partei vor ihrem eigenen Erfolge. Denn daß das gestürzte 
Ministerium nicht ein radicales sondern ein minder liberales 
zum Nachfolger haben werde, ließ sich aus dem, was in Berlin 
geschehen war, unschwer abnehmen. Feierlich lehnte sie daher 
die Verantwortlichkeit für das Geschehene von sich ab, viel- 
mehr werde der Grund davon jedenfalls in gewissen Einflüssen 
von außen, insbesondere in den Hindernissen zu suchen sein, 
auf welche die Einführung der Grundrechte gestoßen sei. Doch 
trat Pfordten dieser Behauptung mit aller Bestimmtheit ent- 
gegen, der Grund ihres Rücktritts liege lediglich in ihrer nach 
reiflicher Erwägung gewonnenen Überzeugung, daß sie nicht mehr 
gedeihlich wirken könnten. In der That war die Besorgniß 
der Radicalen nicht ohne Grund; einen Augenblick dachte man 
bei Hofe an ein Ministerium Corlowitz oder Zeschau, Auflösung 
der Stände und Octroyierung eines Wahlgesetzes. Doch aber 
forderte der König nach zwei Tagen des Schwankens die 
Minister auf ihr Gesuch zurückzunehmen und zur allgemeinen 
Freude entschlossen sich dieselben vorläufig im Amte zu bleiben. 
Kaum oaber hatte sich diese Wolke verzogen, so erneuerten die 
Kammern das alte Spiel in viel keckerem Maße. Uneingedenk 
der eben erhaltenen Warnung glaubte die Demokratie schon 
den ganzen Staat für ihre Principien erobert zu haben; die 
Führer vertheilten bereits unter sich die Portefeuilles in dem 
bevorstehenden radicalen Ministerium. 
Wäre das Ministerium Braun in sich eins gewesen und 
hätte es sich auf eine wenn auch numerisch schwächere aber doch 
ihm unbedingt ergebene Partei stützen können, vielleicht würde 
es sich noch länger behauptet haben. Aber zum Unglück war 
weder das Eine noch das Andere der Fall und gerade die 
wichtigste Frage, die deutsche, zerrüttete, je weiter sie sich ent- 
wickelte, desto mehr das Einverständniß zwischen ihm und der 
liberalen Partei. Mit v. Gazerns Programm: Erbkaiserthum