Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

600 Sachsen vou 1848—1854. 
und Ausscheiden Osterreichs aus dem Deutschen Bunde war 
dieselbe an ihrem Wendepunkte angelangt. Wie in Frankfurt 
sast sämtliche Sachsen dagegen gestimmt hatten, so schlossen sich 
auch die dresdner Kammern aus voller Kehle dieser Opposition 
an; 33 Abgeordnete stellten den Antrag, den entschiedenen 
Widerwillen des sächsischen Volks gegen das Erbkaiserthum und 
dessen Übertragung auf einen der deutschen Souveraine aus- 
zusprechen. Kein Sachse kann ohne Schamröthe auf die chnische 
Verläugnung aller nationalen Empfindung zurückblicken, von 
der an jenem 20. Januar die dresdner zweite Kammer wieder- 
hallte. Pfordten lehnte es ab sich über die Oberhauptsfrage 
auszusprechen. „Eins aber“, schloß er selbst tiefbewegt, „kann 
ich nicht verschweigen, wenn die Feinde Deutschlands die heutige 
Discussion gehört haben, und sie werden sie hören, so werden 
Viele unter ihnen sein, die nicht trauern!“ Worte, die mehreren 
hervorragenden Mitgliedern des Deutschen Vereins zu Leipzig 
Anlaß gaben, in der ersten Entrüstung an den Minister eine 
Dankadresse zu richten, welche diesem Landtage den Namen des 
Unverstandslandtags unauslöschlich aufgevrückt hat 1). Wie seltsam 
verschoben mußte aber doch die Stellung eines Ministeriums 
sein, das in der Verwerfung des gagern'schen Programms mit 
den Radicalen Hand in Hand gieng und nur über das an 
seine Stelle zu Setzende anderer Meinung als jene war! Als 
das Reichsministerium, 28. Jannar, die Regierungen zu bal- 
diger Abgabe ihrer Erklärungen über die von der National- 
versammlung in erster Lesung ang Verfassungsbeschlüsse 
einlud, beanstandete die sächsische Regierung (14. Februar) vor- 
zugsweise die über das rechte Maß hinausgehende centralisie- 
rende Tendenz, das der Centralgewalt beigelegte Recht, Reichs- 
steuern aufzulegen, verlangte Einschränkung der Competenz der 
Reichsgewalt in Bezug auf das Recht der Gesetzgebung, einen 
Census für das Staatenhaus und Beseitigung des suspensiven 
Veto. „Da die Abschnitte von dem Reich und der Reichs- 
1) „In auch der sourmraine Unverstand für den Augenblick zur Herr- 
schaft gelangt, so find doch seine Tage gezählt“ u. . w.
	        
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