60# Sachsen von 13848—1854.
kehrung der Schanzen gegenüber von Souderburg, die bis
10. Mai vollendet war, worauf die letzteren, ohne an den
weiteren Operationen Antheil zu nehmen, im Sunvewitt stehen
blieben.
Während die Sachsen hier am Strande der Ostsee mit
rühmlicher aber, wie nur zu bald klar wurde, vergeblicher
Tapferkeit für die Ehre Deutschlands kämpften und dabei zu-
gleich des Vortheils genossen den Wühlereien ihrer heimischen
Demagogen entzogen zu sein, sorgte daheim der Unverstand der
Radicalen dafür, daß die Nothwendigkeit eines strafferen An-
ziehens der Regierungszügel in immer weiteren Kreisen empfun-
den wurde. Zunächst war es nur die naturgemäße und durchaus
berechtigte Reaction des gesunden Menschenverstandes und des
beleidigten Anstandsgefühls gegen die in den Kammern sich
breit machende Thorheit und Roheit, welche sich Geltung zu
verschaffen suchte; aber hinter dieser erhob sich bereits immer
kecker und bedrohlicher eine andere, welche, ausgehend von der
Aristokratie und der Hofpartei, unter dem Vorgeben, daß sie
das wahre Vollwerk des Thrones gegen die Anarchie sei, auf
eine Wiederherstellung der Bevorrechtigung einzelner Classen
und der bureaukratischen Bevormundung des Volkes hinarbeitete
und die Ausschreitungen der Demokratie benutzte um das ganze
parlamentarische Wesen zu verdächtigen. Ihre Preßorgane,
der Freimüthige, später Freimüthige Sachsenzeitung, und die
Fackel, ließen sich an Bissigkeit und Maßlosigkeit der Sprache
mit den radicalen Blättern in einen unbeneidenswerthen Wett-
streit ein 1). Ein sehr bestimmt auftretendes Gerücht wollte
wissen, eine Camarilla suche den König zu einem Staatsstreich,
vielleicht gar nach OÖsterreichs Beispiel zur Übertragung der
Krone an den Prinzen Albert zu drängen. Zu den ersten
Symptomen, durch welche sich der wiedererwachte Muth der
conservativen Partei kundgab, gehörte eine öffentliche Erklärung
des Offizierscorps, in welcher es „auf seine Ehre“ seine ent-
1) Das Dresduer Journal war Eude 1848 von Pfordten zum halb-
officiellen Organ gemacht worden.