Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Beginnende Reaction. Die Reichsverjaffung. 609 
schiedene Mißbilligung der vom Oberleutnant Müller in der 
Kammer entwickelten Ansichten über militärische Verhältnisse 
aussprach, was letzterem von seiten der dresdener Garnison 
eine Vertrauensadresse eintrug. Eine Adresse an den König 
aus Lripzig appellierte bereits an das Schwert; noch deutlicher 
redete eine zweite, von der Lausitz ausgehende, die den Thron 
in Gefahr erklärte und den König aufforderte, „da nöthig selbst 
die äußersten Mittel zu ergreifen um das fonst so glückliche 
Sachsen vor der unumschränkten Herrschaft einer Partei zu 
bewahren, welche Ehre, Wohlfahrt und Selbständigkeit des 
Vaterlandes ihren einseitigen und selbstsüchtigen Zwecken zu 
opfern kein Bedenken trage"“. Daß Held mit Berufung auf 
die Freiheit der Presse und des Petitionsrechtes sich weigerte, 
gegen die Urhrber dieser Adresse einzuschreiten, war für die 
Radicalen ein neuer Grund zur Erbitterung gegen das Mini- 
sterium. 
Den völligen Bruch führte die deutsche Frage herbei. Am 
28. März war die Reichsverfassung in Frankfurt angenommen 
worden 1); rrotzddem, daß der König von Preußen, 3. April, die 
angetragene Kaiferkrone ablehnte und seinerseits die Forderung 
erhob, daß die Reichsverfassung nicht anders als durch Verein- 
barung mit den Regierungen festgestellt werde, hielt die National- 
versammlung an ihrem Werke fest und unternahm es die Ke- 
gierungen zur Annahme desselben zu zwingen Auch die Linke sah 
man plätzlich zur Rettung des Grundsatzes der Volkssouverainetä#t 
für die zeither mit Hohn überschüttete Reichsverfassung in die 
Schranken treten und die Durchführung derfelben auf das Banner 
ihrer Partei schreiben. 
Die sächsische Linke gehorchte ebenfalls der neuen Parole. 
Von ihr war Heubner, Kreisamtmann zu Freiberg, wie über- 
haupt an Charakter und Bildung seine Parteigenossen über- 
ragend, der einzige, der niemals die Souveraieetät der Na- 
tionalversammlung verleugnet hatte; er war daher allerdings 
1) Bon den Sachsen hatten nur fünf für das erbliche Kaiserthum 
gestimmt. 
Flathe, Neuere Geschichte Sachseus. 39
	        
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