Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

51 König Friedrich August I. 1806—1813. 
Unberührt davon blieb das bisherige Werbesystem, welches dem 
Heere freilich meist nur die Hefe des Volkes zuführte und es 
in einer Art von Mißachtung beim Publicum erhielt, doch war 
dies einer der wenigen Punkte, wo der König sich den fran- 
zösischen Zumuthungen beharrlich zu widersetzen wagte, indem 
er durch die Einführung der Conscription der Industrie die 
nöthigen Hände zu entziehen befürchtete. Dagegen wurden, 
um die zu schwachen taktischen Einheiten zu verstärken, 
vier Infanterieregimenter und das Karabinierregiment ganz 
aufgelöst, der Bestand der übrigen entsprechend erhöht, die 
Grenadiercompagnieen als solche aufgehoben und zu selbständigen 
Bataillonen vereinigt, zwei leichte Infanterieregimenter errichtet 
und aus dem Ganzen zwei Infanteriedivisionen und eine 
Kavaleriedivision gebildet. Die Artillerie, als die mangelhafteste 
Waffe der ganzen Armee, erhielt gleich dem Ingenieurcorps 
eine durchaus veränderte Gestalt, die altfränkische Tracht, in 
der die Sachsen um ein Menschenalter hinter den übrigen 
Truppen Napoleons zurückstanden, wurde durch zweckmäßigere 
und lleidsamere Uniformen ersetzt, die Ausrüstung verbessert, 
ein bleibender Generalstab eingerichtet, das Kriegsrathscollegium 
als oberste Militärbehörde aufgehoben, das Compagniewirth= 
schaftssystem, in welchem Mißbräuche und Unredlichkeiten ein- 
gerissen waren, so daß der factische Truppenbestand nie den 
Solletat erreichte 1), beseitigt. Da in Folge der bisher unbe- 
dingt geltenden Anciennität die höheren Chargen meistentheils 
1) „II fallu compter“, schrieb Bernadotte aus St. Pöllen 
13. Juni an den König, „et recompter moi-meme les hommes pour 
dnvoir cractement le nombro des combattants et j'ai trouy#é# en der- 
niè#re analrse 3000 hommes de moins du'on no m’avait anbnonccs à 
mon depart de Dresdo, qducique en route notre perte en tucs et Ggarcs 
ne sc monte pas à plus de 5 cents hommes. Jec M'’ai pas besoin de 
rebresenter à V. M., combien ll est Uunportant de tonjours connaitro 
le nombre des hommes prets à combattre. Elie #8e rapelle tres- bien 
a#nc François I ne perdit la bataille de Pavie quo parcequ’il nc 8e 
trouva avoir que 18000 combattans au lieu de 49000 hommes qu’1l 
croyait avoir.“
	        
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