Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

618 Sachsen von 1848.—1854. 
nenz bleiben um für die engere Leitung der Bewegung den 
Centralpunkt zu biden. Am Nachmittag des 2ten fanden einer 
fford sschusses zufolge bataillons- 
weise urversammlungen der Communalgarde statt, die sich, 
zum Theil sehr energisch, ebenfalls für die Reichsverfassung 
aussprachen; als feierliche Demonstration für dieselbe sollte 
eine große Parade stattfinden und, da der König am Morgen 
des Zten gegen Deputationen der Städte Zwickau, Freiberg, 
Leipzig und Dresden den früheren abschlägigen Bescheid wieder- 
bolt batte, so wurde beschlossen, die Parade um 1 Uhr abzu- 
balten, dabei die Antwort des Königs den Bataillonen bekannt 
zu machen und der Reichsverfassung ein Hoch zu bringen. In 
tumultuarischer Sitzung bestätigte am folgenden Morgen (3. Mai) 
der Ausschuß trotz des Widerspruchs des Commandanten, 
Kaufmann Lenz, den Beschluß der Bataillone. Allein das 
Generalcommando (v. Mandelsloh) erklärte einen solchen Schritt 
für ungesetzlich, worauf Lenz, außer Stand den Beschluß rück- 
gängig zu machen, seine Entlassung gab, die jedoch in solchem 
Augenblicke nicht angenommen wurde. Der mittlerweile zu- 
sammenberufenen Communalgarde wurde die Antwort des 
Königs und das Verbot der Parade mitgetheilt, worauf der 
Commandant sie wieder entließ bis auf zwei Bataillone, die 
er zur Aufrechthaltung der Ordnung gegen die von Minute 
zu Minute stärker und aufgeregter sich sammelnden Haufen 
unter den Waffen behielt. Auch eine nochmalige Bitte der 
Communalgarde um Genehmigung der Parade wurde vom 
Könige abgeschlagen. Eine Deputation des Stadtraths ver- 
handelte mit den beim Könige speisenden Ministern um wo- 
miöglich noch die drohende Gefahr abzuwenden: während ihrer 
Unterredung erscholl ein Kanonenschuß, den Ausbruch des 
Kampfes verkündigend. 
Ein tobender und schreiender Volkshaufe hatte den Versuch 
gemacht, sich des Zeughauses zu bemächtigen, das Oberst 
Dietrich mit 3 Compagnien Infanterie und 70 Mann Ar- 
tillerie besetzt hielt. Durch die Ankunft der Turnerschar kühner 
gemacht, stöht der Haufen das Hofthor ein, die Soldaten
	        
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