c20 Sachsen von 1848—1854.
legte jetzt das zum Spielwerk des Aufruhrs werdende Commande
nochmals und definitiv nieder. Nur in Folge einer Berwechs-
lung setzte der Sicherheitsausschuß den ältesten Bataillons-
chef, Advocat Heinz, an seine Stelle; erst als dieser sich des
Versprechens, die Communalgarde nöthigenfalls auch gegen das
Militär zu führen, weigerte, wurde der dieses Rufes längst ge-
wärtige Oberstlieutenant Heinze zum Befehlshaber der bewaff-
neten Macht bestellt. Wohnung und Waarenlager des fläch-
tigen Commandanten Lenz fielen der Verwüstung durch den
erbitterten Pöbel anheim; nach und nach bedeckte sich die Alt-
stadt nach einem rasch von etlichen Polen entworfenen Plane
mit Barrikaden; der Ausschuß der Vaterlandsvereine versandte
eilends einen Aufruf an die verschiedenen Vereine des Landes,
sich überall für die Reichsverfassung auszusprechen und sich auf
eine möglicherweise in Dresden nöthig werdende große Volks-
versammlung gefaßt zu halten. Mit dem einbrechenden Abend
meldeten Raketensignale nach dem Erzgebirge hin die begonnene
Erhebung der Hauptstadt. Auf dem Ratbhause arbeitete der
Sicherheitsausschuß unter Tzschirners Leitung die Nacht hindurch
an der Organisation des Aufstandes; die amwesenden Mitglieder
des Stadtraths, die um wenigstens eine Art amtlicher Thätigkeit
zu behaupten, sich in Permanenz erklärt hatten, sahen sich in einen
Seitensaal verwiesen. Die Insurrection rechnete auf den Zu-
zug bewaffneter Bürgerwehren und anderer Freischärler, be-
sonders aus dem Erzgebirge und Vogtlande, auf den Abfall
der seit Jahresfrist mit allen Mitteln bearbeiteten Armee.
Schon rückten einzelne Zuzüge unter dem Jubel der Massen
zur Stadt herein.
Ueberhaupt aber war der ganze Aufstand kein improvi-
sierter; es lag ihm ein lange und wohl berechneter Plan zu
Grunde, nach welchem derselbe gleichzeitig in Sachsen, Baden,
der Pfalz, Böhmen 2c. ausbrechen sollte und dessen Fäden der
Russe Bakunin in der Hand hielt. Aus Preußen ausgewiesen
war dieser Fanatiker des Umsturzes Ende 1848 nach Leipzig,
von da nack Dresden gekommen, üÜberall mit den Vorbe-
reitungen zur Revelution beschäftigt. Eben war er nach Prag
