628 Sachsen von 1848 —1854.
ein Detachement Kavalerie ausreichend geschützt. Die Truppen,
der langen Unthätigkeit müde, begrüßten die Vorbereitungen
zum Angriff mit lauter Freude und zeigten sich vom besten
Geiste beseelt. Um zunächst das Zeughaus vollständig zu sichern
rückten vier Compagnicen Schützen auf die Terrasse, drei
Compagnieen Regiment Albert mit einer Batterie stellten sich
auf dem Schloßplatz auf. Diese Bewegungen betrachtete die
provisorische Regierung, obgleich das Kleingewehrfeuer von und
nach dem Schlosse schon seit früh 4 Uhr währte, als einen
Bruch der Convention; sie ließ dem General v. Schirn-
ding erklären, daß sie den Waffenstillstand als gekündigt
ansehe.
Der eigenrliche Angriff begann um 2 Uhr auf dem linken
Flügel mit der Besetzung des brühlschen Palais und des
Finanzhauses 1). Die Barrikaden am Moritzmonumente und
an der kleinen Schießgasse wurden in raschem Anlauf gefrommen,
die an der Frauenkirche auf Zureden des Professor Richter von
den Vertheidigern freiwillig verlassen; eine Abtheilung Jäger
nistete sich in der Bildergalerie ein um von dort den weit-
tragenden Büchsen der Insurgenten auf der Südseite des Neu-
markts besser entgegenwirken zu können. Im Centrum begann
um 5 Uhr ein Geschütz durch das Georgenthor gegen die Barri-
kade in der Schloßgasse, ein zweites von der Augustusstraße
aus gegen die an der Moritzstraße zu feuern, beide ohne durch-
schlagende Wirkung; der rechte Flügel begnügte sich durch einen
Bajonnettangriff den Zwingerwall den Turnern zu entreißen
und trotz des heftigen Feuers aus den umgebenden Gebäuden
zu behaupten. Emwmlich erschien nun auch die erste preußische
Oilfe, das Füsilierbataillon Kaiser Alexander unter Oberst-
leutnant Graf Waldersee, nachdem es unterwegs mit einer
Menge von Aufenthalten und absichtlich ihm in den Weg ge-
legten Hindernissen zu kämpfen gehabt hatte. Ihre Ankunft
1) Leutnant Kritz von der Zeughausbesatzung, erschünert vurch die
wechseluden Eindrücke der letzten Tage, ködtete sich selbst durch einen
Schuß.