1809
56 König Friedrich August I. 1806—1813.
Der Bau, auf 6,074519 Thlr. veranschlagt, begann im Jahre
1810; die im folgenden Jahre angeordnete Demolierung der
alten Werke von Wittenberg verzögerte sich dagegen, weil
Stadtrath und königliches Amt sich über die Kosten derselben
nicht einigen konnten, so daß der Krieg von 1813 die Be-
festigungen noch vorfand.
Da Graf Bose noch vor Abschluß des Friedens, im Sep-
tember 1809, gestorben war, so ernannte der König nach
eingehölter Genehmigung des Kaisers seinen Gesandten am
Tuilerieenhofe, Senfft v. Pilsach, zu dessen Nachfolger. Doch
wurde derselbe durch die Nachricht, daß der König auf eine
Einladung des Kaisers demnächst in Paris eintreffen werde,
noch eine Zeit lang auf seinem Posten zurückgehalten. Wie
wenig auch diese Reisen nach dem Geschmacke des jetzt oben-
drein am Podagra leidenden Königs waren, so galt ihm doch
ein solcher Wunsch seines erhabenen Protectors als Befehl.
Unterwegs mit den gleichen Ehrenbezeugungen wie die Brüder
des Kaisers empfangen, und von Senfft wegen der Serupel
über die Kleidung, in der er am kaiserlichen Hofe zu erscheinen
habe, beruhigt, langte er am 10. November in Paris an.
Neben ihm fand sich eine große Zahl andrer Rheinbundfürsten
ein, denen gegenüber die srrengste Etikette beobachtet wurde.
Keinem dieser gekrönten Häupter blieb die Pflicht erspart, den
Großwürdenträgern des Kaiserreichs ihren Besuch zu machen.
Dem Könige von Würtemberg kam zwar nach der Anciennität
seiner Krone der Vorrang vor dem Könige von Sachsen zu,
dagegen wurde diesem jeder persönliche Vorzug eingeräumt;
stets gab die Kaiserin Josephine ihm den Arm, sie vertraute ihm
auch die ihr drohende Verstoßung, worüber der streng religiöse
König lebhafte Unruhe empfand, und bat ihn sogar zu seiner
äußersten Bestürzung, sich ihrer bei ihrem Gemahl anzunehmen,
der ihm glücklicherweise keine Gelegenheit dazu gab. Ein un-
bestimmtes Gerücht wollte sogar wissen, die Tochter des Königs
von Sachsen sei zu Josephinens Nachfolgerin auserkoren.
Wenigstens legte es Napoleon selbst, so lange es ihm darauf
ankam, die Welt über seine Wahl im ungewissen zu erhalten,