Berliner Conferenzen 1849. 643
fertigten darum die Thatsachen die Weigerung des Herrn
v. Carlowitz, die Vertretung Sachsens auf den berliner Confe-
renzen anzunehmen 1). Beust gieng hierauf selbst nach Berlin.
Schon in der ersten Sitzung verschanzte er sich hinter die Er-
klärung, daß es an Zeit zur Prüfung der Vorlage gemangelt,
man daher seine Auslassungen nicht für bindend sondern nur
als vorläufige zu erachten habe. In der zweiten Conferenz
trat er mit der Forderung auf, daß die künftige mögliche Mit-
betheiligung Osterreichs bei der Executive nicht ausgeschlossen
werden dürfe; nachdem jedoch Preußen diesen verschleierten
Versuch, die Entscheidung der Oberhauptsfrage auf ein Direc-
torium hinzuleiten, entschieden von sich gewiesen hatte, einigte
man sich über einen Zusatz zu 8 1 des Entwurfs, welcher
sämtlichen Mitgliedern des deutschen Bundes alle aus diesem
hervorgehenden Rechte und Verpflichtungen ausdrücklich vor-
behielt. Nur der bairische Bevollmächtigte, Graf Lercheufeld,
verwarf auch dann noch die vorgeschlagene Gestaltung des
Reichsoberhaupts. Diese Weigerung Baierns war der Rettungs-
balken, an den sich Beust anklammerte. „Sachsen“, erklärte
er in der Sitzung vom 23sten, „widmet dem Bundesstaate offene
und ehrliche Mitwirkung, wird aber dabei von der Ansicht ge-
leitet, daß der Bundesstaat wenn nicht ganz Deutschland, doch
wenigstens alle deutschen Staaten außer Osterreich und namentlich
Baiern umfassen werde; ein Nichtbeitreten Baierns würde das
Ziel wesentlich ändern, das Sachsen bei seiner Zustimmung im
Auge hatte, sowie auch die Oberhauptsfrage dadurch in eine
ganz andere Lage gebracht wäre“, eine Auffassung, der sich
Hannover vollständig anschloß, der gegenüber aber Preußen an
dem Grungsatze festhielt, daß das Princip der freien Verein-
barung auch in der Vorlage gewahrt werden müsse.
Preußen hatte Eile seine dem eigenen und dem deutschen Volke
gegebene Zusage zu erfüllen, es verlangte einen raschen Abschluß.
1) „Wenn ich jene Mission in Berlin Übernahm“, sagte er in der
ersten Kammer, 18. Fcbruar 1850, „so mußte ich dem Minister, der
mich damit betrauen wollte, mehr Herz kür Deutschlands Einigung zu-
trauen, als ich ihm zutrane.“
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