Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Berliner Conferenzen 1849. 643 
fertigten darum die Thatsachen die Weigerung des Herrn 
v. Carlowitz, die Vertretung Sachsens auf den berliner Confe- 
renzen anzunehmen 1). Beust gieng hierauf selbst nach Berlin. 
Schon in der ersten Sitzung verschanzte er sich hinter die Er- 
klärung, daß es an Zeit zur Prüfung der Vorlage gemangelt, 
man daher seine Auslassungen nicht für bindend sondern nur 
als vorläufige zu erachten habe. In der zweiten Conferenz 
trat er mit der Forderung auf, daß die künftige mögliche Mit- 
betheiligung Osterreichs bei der Executive nicht ausgeschlossen 
werden dürfe; nachdem jedoch Preußen diesen verschleierten 
Versuch, die Entscheidung der Oberhauptsfrage auf ein Direc- 
torium hinzuleiten, entschieden von sich gewiesen hatte, einigte 
man sich über einen Zusatz zu 8 1 des Entwurfs, welcher 
sämtlichen Mitgliedern des deutschen Bundes alle aus diesem 
hervorgehenden Rechte und Verpflichtungen ausdrücklich vor- 
behielt. Nur der bairische Bevollmächtigte, Graf Lercheufeld, 
verwarf auch dann noch die vorgeschlagene Gestaltung des 
Reichsoberhaupts. Diese Weigerung Baierns war der Rettungs- 
balken, an den sich Beust anklammerte. „Sachsen“, erklärte 
er in der Sitzung vom 23sten, „widmet dem Bundesstaate offene 
und ehrliche Mitwirkung, wird aber dabei von der Ansicht ge- 
leitet, daß der Bundesstaat wenn nicht ganz Deutschland, doch 
wenigstens alle deutschen Staaten außer Osterreich und namentlich 
Baiern umfassen werde; ein Nichtbeitreten Baierns würde das 
Ziel wesentlich ändern, das Sachsen bei seiner Zustimmung im 
Auge hatte, sowie auch die Oberhauptsfrage dadurch in eine 
ganz andere Lage gebracht wäre“, eine Auffassung, der sich 
Hannover vollständig anschloß, der gegenüber aber Preußen an 
dem Grungsatze festhielt, daß das Princip der freien Verein- 
barung auch in der Vorlage gewahrt werden müsse. 
Preußen hatte Eile seine dem eigenen und dem deutschen Volke 
gegebene Zusage zu erfüllen, es verlangte einen raschen Abschluß. 
1) „Wenn ich jene Mission in Berlin Übernahm“, sagte er in der 
ersten Kammer, 18. Fcbruar 1850, „so mußte ich dem Minister, der 
mich damit betrauen wollte, mehr Herz kür Deutschlands Einigung zu- 
trauen, als ich ihm zutrane.“ 
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