Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

646 Sachsen von 1848—1854. 
das Verfahren der sächsischen Regierung, wenn es wirklich aus 
dem Bestreben entsprang, Baiern für den Bund zu gewinnen 
und dadurch gegen die preußische Hegemonie ein die Souverainetät 
der kleineren Staaten schützendes Gegengewicht herzustellen, zum 
mindesten zweideutig gewesen sein. In Wabrheit aber dachte 
Beusk gar nicht daran das Bündniß überhaupt zu Stande 
kommen zu lassen; er wartete vielmehr von Anfang herein nur 
auf den Zeitpunkt, wo es dem wieder erstarkten Osterreich 
möglich sein würde, Preußen in den Arm zu fallen, und machte 
sich damik zum Gehilfen einer auf die Verewigung von Deutsch- 
lands Schwäche und Zerrissenheie fpeculierenden Politik. Zu 
derselben Zeit, wo er in Berlin die Aufrichtigkeit seines Willens, 
zur Einigung Deutschlands unter preußischer Hegemonie mitzu- 
wirken betheuerte und nur über die Modalität der Ausführung 
einige abweichende Ansichten laut werden ließ, beruhigte er den 
englischen Geschäftsträger Forbes in Dresven, der sich heraus- 
nahm, ihn wegen seiner Nachgibigkeit gegen Preußen zur Rede 
zu stellen, mit der Versicherung, man sei ja gar nicht gewillt, 
in den preußischen Entwurf einzugehen, sondern habe nur für 
den Augenblick der Noth dem hartherzigen Drängen Preußens 
und der Bewegung im eigenen Lanre nachgegeben; er rühmte 
sich, Baiern den nöthigen Wink gegeben zu haben, daß cs ja 
nicht beitreten solle, damit Sachsen sich mit Ehren zurückziehen 
könne :); für den Nothfall habe dieses auch noch Osterreichs 
Eintritt in den weiteren Bund und die Genehmigung des 
engeren durch letzteres zur Bedingung gemacht! Damit stimmten 
die Eröffnungen, welche das englische Cabinet aus Hannover 
ihre Absicht verkannt zu sehen, wenn sie sich für den Fall, daß bis zu 
dem Zcitpunkte der Einberufung des ersten Reichstags die ihre Entschlie- 
bung bedingende Voraussetzung sich nicht verwirklichen sollte, das Accht 
anderweiter Verhandlungen vorbehält.“ Zuerst authentisch veröffentlicht 
in der Leipziger Zeitung vom 20. Juli 1849. 
1) Daß dies wirklich geschehen und in München den beabsichtigten 
Eindruck gemacht habe, meldete der dortige englische Geschäftsträger Mil- 
bank: Chr. C. J. Frcih. v. Bunsen, deutsche Ausgabe von Nippold 
III (1871), S. 8. 13.
	        
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