Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Widerstreben der Mittelstaaten gegen das Maihlndniß. 619 
des Einigungswerkes immer trüber. Der Rechenschaftsbericht, 
welchen die preußische Regierung ihrem Landtag, 24. August, 
vorlegte, die Art, wie sich ihre Leiter äußerten, ließ kaum eine 
andere Auffassung zu, als daß die Urheber des Entwurfs sich 
voll Schmerz darauf vorbereiteten, die große Aufgabe, für die 
sie gerungen, einer bessern Zukunft anheimzugeben 1). Preußens 
Kraft erlahmte. Baierns hartnäckiger Widerstand, der schließlich, 
8. September, zur definitiven Ablehnung des Entwurfs vom 
28. Mai führte, bewog das berliner Cabinet den Versuch zu 
einer Annäherung an Österreich zu machen. Eine persönliche 
Zusammenkunft des Königs von Preußen mit dem Kaiser 
Franz Joseph in Pillnitz am 7. September bildete die Ein- 
leitung zu diplomatischen Verhandlungen über die von Osterreich 
dringend gewünschte Einsetzung einer neuen, allseitig anerkannten 
provisorischen Centralgewalt; am 30. September gieng aus 
denselben eine Uebereinkunft herver, kraft welcher Osterreich und 
Preußen die Centralgewalt interimistisch bis zum 31. Mai 1850 
im Namen sämtlicher Bundesregierungen übernahmen, ohne daß 
dabei Preußen die Anerkennung seines Bundesstaates als 
eines bundesgemäßen Instituts von seiten Osterreichs durchge- 
setzt hätte. 
Dieser erste Schritt rückwärts, den Preußen that, half 
nicht bleß Osterrcich über die erste Schwierigkeit hinweg, er erfüllte 
auch die widerstrebenden Mittelstaaten mit neuem Muthe. In 
Dresden wurde die Stimmung gegen Preußen immer gereizter; 
der Hof und was dazu gehörte, hatte gänzlich in die ösur- 
reichischen Sympathien der frühern Zeit eingelenkt; von einer 
1) v. Radowitz am 25. August: „Wahrlich, hätte es die Regierung 
nicht als ihre heilige Pflicht betrachtet, dem tiesen Bedürfniß des deutschen 
Volles nach Einheit Befriedigung zu gewähren, sie wäre längst zurlid- 
getreten vor so vieler Selbstsucht und Berblendung, welche sich ihr in den 
Weg stellen. Prceußen bätte bei längerer Verzögerung am wenigsten ver- 
loren! .. Nein, m. H., Preußen gebt keine eigennützigen Wege, es 
erfüllt schwere Pflichten, es will nicht nehmen sondern geben, den Dank- 
baren wie den Undankbaren. Mit allen Kräften werden wir nach dem 
Vundesstaate ringen, es sei mit vielen oder wenigen Zustimmenden.“
	        
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