65 Sachsen von 1848—1854.
vom 26. Mai festgehaltenen Voraussetzungen, daß diese Ver-
fassung Gemeingut der Nation, nicht eines Tbeils derselben
werde und die Aufrichtung des Bundesstaates nicht mit Ver-
letzung der aus dem Deutschen Bunde hervorgehenden vertrags-
mäßigen Rechte erfolge, nicht in Erfüllung gegangen seien; sie
erklärte jedoch, sich damit in keiner Weise den durch das
Bündniß vom 26. Mai eingegangenen Verpflichtungen zu ent-
ziehen sondern nur die Betheiligung an einer außerhalb dieser
Verpflichtungen liegenren und ihren bundesmäßigen Obliegen-
heiten widersprechenden Maßregel zu rerweigen. Emllich,
Januar 1850, erfolgte auch die Vorlage der Actenstücke, begleitet
von einer ausführlichen Denkschrift Beusts vom 28. December,
welche angeblich das vollste Licht über den Verlauf der Ver-
handlungen verbreiten und dadurch dem Vorwurf einer schwan-
kenden oder zweideutigen Haltung in dieser ernsten Sache be-
gegnen sollte 1). Mit einem großen Aufwande von Sopyhistik
suchte sie den Vorwurf des Undanks gegen Preußen zu ent-
kräften, vornehmlich aber den Vorbehalt zu rechtfertigen, indem
sie die über dessen Bedeutung entstandene Meinungsrerschieden-
heit auf die Eilfertigkeit der Schlußconferenz schob und die viel
angefochtene Geheimhaltung und die Nichterwähnung desselben
in der königlichen Proclamation vom 30. Mai damit ver-
theidigte, daß sein Bekanntwerden unrermeidlich den so sehr ge-
wünschten Beitritt der süddeutschen Staaten erichwert haben
würde. Wie sehr sie sich aber auch Mühe gab, den wirklichen
Sachverhalt, nämlich daß Sachsen weder um der deutschen
Einheit willen, noch viel weniger aber zu Gunsten Preußens,
selbst wenn dadurch der Grund zur künftigen deutschen Einheit
gelegt werden sollte, seine Selbständigkeit beschränken lassen
wollte, zu verschweigen und zu verhüllen, so war doch darin
die eigentliche Herzensmeinung der Beust'schen Politik in nicht
zu verkennender Weise ausgesprochen. „Nachdem Osterreich“,
sagte sie, „in die Lage versetzt worden ist, das volle Gewicht
seiner Macht auch in Deutschland fühlen zu lassen, ist die frei-
1) Laudtagsmittheilungen 1849—1850, erste Kammer, S. 555fl-